Stammzelltransplantation
Die Stammzelltransplantation ist eine wichtige Therapieoption für Patient:innen mit Leukämien, malignen Lymphomen sowie aplastischer Anämie.
Die Stammzelltransplantation ist eine sehr intensive und aufwändige Behandlung. Sie ist deshalb nur dann empfehlenswert und angezeigt, wenn es keine andere Therapie gibt, die bei Ihnen zu einem vergleichbar guten Ergebnis führen kann. Gemeinsam mit Ihnen besprechen wir, ob diese Therapieform für Sie geeignet ist.
Vor der stationären Aufnahme zur Stammzellentransplantation sind verschiedene Voruntersuchungen erforderlich. Die Gesamtdauer eines Krankenhausaufenthaltes im Robert Bosch Krankenhaus beträgt in der Regel vier bis sechs Wochen, bei einigen Patientinnen und Patienten jedoch auch deutlich länger.
Allogene Stammzelltransplantation
Bei der allogenen Stammzelltransplantation spendet Ihnen eine andere Person, zum Beispiel ein Familienangehöriger oder auch ein Nichtverwandter, die Stammzellen.
Indikationen für die allogene Stammzelltransplantation
- Aplastische Anämie
- Akute Leukämien
- Chronisch Myeloische Leukämie
- Myelodysplastisches Syndrom
- erbliches Knochenmarkversagen
- Myelofibrose
- Non-Hodgkin-Lymphome Morbus Hodgkin
- Multiples Myelom
- Chronische lymphatische Leukämie
Bei der allogenen Stammzelltransplantation kann es zu einer spezifischen Komplikation kommen: der sogenannten Graft-versus-Host-Reaktion (GvH-Reaktion), zu Deutsch Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion. Diese Abwehrreaktion wird durch mit den Stammzellen übertragene weiße Blutkörperchen hervorgerufen. Sie stufen die Gewebemerkmale Ihres Körpers als fremd ein und greifen sie wie Krankheitserreger als gefährliche Eindringlinge an. Um das Auftreten der GvH-Reaktion zu verhindern oder zu reduzieren, erhalten Sie vorbeugend sogenannte Immunsupressiva. Das sind Medikamente, welche die Immunabwehr herabsetzen. Dennoch lässt sich diese Abwehrreaktion nicht immer verhindern.
Ablauf einer Stammzelltransplantation
Ihr Körper wird gezielt auf die Stammzelltransplantation vorbereitet. Das bezeichnen wir medizinisch als Konditionierung. Dabei bekommen Sie entweder eine alleinige Chemotherapie oder eine Chemotherapie kombiniert mit einer Ganzkörperbestrahlung. Die Konditionierung dauert in der Regel mehrere Tage.
Ein bis zwei Tage nach Abschluss der Konditionierung transplantieren wir Ihnen dann die Stammzellen. Diese Stammzellgabe läuft fast wie eine normale Bluttransfusion ab. Je nachdem, wie viele Stammzellen Sie übertragen bekommen, dauert die Transplantation zwischen ein und zwei Stunden. Währenddessen überwachen wir Ihren Kreislauf ständig am Monitor. Wenn Sie möchten, geben wir Ihnen ein beruhigendes Medikament gegen etwaige Angst und Aufregung.
Da Ihr Abwehrsystem geschwächt ist, sind Sie anfällig gegenüber Infektionen – ein Risiko, das während der gesamte Dauer der Behandlung besteht. Bei einer so intensiven Therapie wie der Stammzelltransplantation kann es zudem zu weiteren Nebenwirkungen kommen. Zu den häufigsten gehören Hautveränderungen und Schäden an den Schleimhäuten. Letztere können Schluckbeschwerden, Geschmacksveränderungen, Sodbrennen, Magendruck, Durchfall und Schmerzen verursachen. Da die Anzahl Ihrer Blutplättchen, der Thrombozyten, aufgrund der Stammzelltransplantation herabgesetzt ist, kann es darüber hinaus zu Blutungen wie beispielsweise Nasenbluten kommen. Ist diese Nebenwirkung sehr stark ausgeprägt, übertragen wir Ihnen Thrombozyten. Auch die Übertragung von roten Blutkörperchen kann notwendig werden (Bluttransfusionen).
Eigenes Labor zur Stammzellherstellung am Robert Bosch Krankenhaus – das größte seiner Art in der Region
Das Zentrum für Stammzell- und Knochenmarktransplantation am Robert Bosch Krankenhaus wird von der JACIE-akkreditierten Stammzell- und Spenderlymphozytenherstellung des Bereichs Blutprodukte der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin mit Stammzellpräparaten versorgt. Das heißt: Die Stammzellpräparate stellen wir in unserem hauseigenen Labor nach den strengen Qualitätskriterien der sogenannten Good Manufacturing Practice (GMP) her.Die Herstellung umfasst verschiedene Bereiche. Dazu gehören die Bestimmung der Stammzellmenge im Blut (FACS-Analyse) und die Stammzellsammlung aus dem peripheren Blut (Stammzellapherese).
Die weiteren Produktionsschritte sind die Aufarbeitung des Stammzellpräparates und die kontrollierte Tiefgefrierung und Lagerung der Zellen in flüssigem Stickstoff mit anschließender Durchführung von Qualitätskontrolluntersuchungen (Überprüfung der Lebensfähigkeit der Stammzellen).
Die Stammzellherstellung entnimmt auch als Entnahmezentrum für die DKMS, der Organisation mit der weltweit größten Spenderdatei, und die ZKRD Stammzell- und Lymphozytenpräparate für Patient:innen in aller Welt. Am Robert Bosch Krankenhaus werden jährlich circa 350 Stammzellentnahmen durchgeführt.