Koronare Herzkrankheit (KHK)
Die Herzkranzgefäße, die Koronarien, gehören zu den kleinsten Gefäßen unseres Körpers – und sind mit an unserem größten gesundheitlichen Problem beteiligt. Denn koronare Herzerkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Krankheiten.
Ihren Namen haben die Herzkranzgefäße der Tatsache zu verdanken, dass sie sich wie ein Kranz rund um das Herz anschmiegen. Das hat einen guten, um genau zu sein, sogar einen lebenswichtigen Grund: denn die Koronarien, wie diese Gefäße medizinisch heißen, versorgen unser Herz mit Blut und damit mit Sauerstoff. Diese sogenannte Myokardperfusion ist mithin die Basis für unser Überleben. Ist sie gestört, hat das verständlicherweise schwerwiegende Folgen. Genau das ist bei einer koronaren Herzkrankheit, kurz KHK, der Fall: Dabei führt eine Verengung der Herzkranzgefäße, dazu, dass das Herz nicht mehr ausreichend Sauerstoff bekommt. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Herzinfarkt. Trotz moderner therapeutischer Behandlungsverfahren zählt die koronare Herzerkrankung weltweit zu den häufigsten Todesursachen.
Rechtzeitig erkannt, können unsere erfahrenen Kardiolog:innen in Zusammenarbeit mit den Herzchirurg:innen am Robert Bosch Krankenhaus die koronare Herzerkrankung gut behandeln.
Ein Name, verschiedene Ausprägungen
Unter dem Begriff koronare Herzkrankheit sind mehrere verschiedene Krankheitsbilder zusammengefasst, die aus der Verengung der Herzkranzgefäße resultieren. So unterschiedlich sie sich auch zeigen, gehen sie alle auf die gleiche Ursache zurück: die Arteriosklerose der Herzkranzgefäße.
Zu den Folgen einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) gehören:
Angina pectoris
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Herzinfarkt
Plötzlicher Herztod
Herzrhythmusstörungen
Was die Koronarien immer enger und auch immer härter werden lässt, sind Ablagerungen von Fett und Kalk an ihren Innenwänden – die Plaques. Palques steht für einen Prozess, der zu fatalen Schäden an den Gefäßen führen kann: die Rede ist von der Arteriosklerose, umgangssprachlich Gefäßverkalkung genannt.
Eine Arteriosklerose kann überall im Kreislaufsystem auftreten, doch an den Herzkranzgefäßen hat sie besondere Konsequenzen. Denn die chronische Knappheit an Blut und Sauerstoff aufgrund der verengten Herzkranzgefäße lassen die Kraft des Herzmuskels erlahmen. Damit kommt es zu einem wachsenden Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage von Blut und Sauerstoff: Zum einen liefern die Herzkranzgefäße zu wenig Blut, zum anderen benötigt der Herzmuskel mehr Sauerstoff. Der Bedarf des Herzmuskels steigt also und das Angebot durch die Herzkranzgefäße sinkt.
Zu den wichtigsten Gründen, die zur Verkalkung der Gefäße führen, gehören neben genetischen Gründen, ein Bluthochdruck, ein zu hoher Cholesterinspiegel, der Diabetes mellitus und das Rauchen. Die genetischen Ursachen spiegeln sich in der Familiengeschichte wider, insbesondere, wenn Verwandte ersten Grades in jungen Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten.
Die Minderdurchblutung und Sauerstoffknappheit im Herzmuskel nimmt schleichend, aber unaufhaltsam zu. Entsprechend sind die Beschwerden zu Anfang auch noch nicht so stark, sondern machen sich nach und nach immer mehr bemerkbar. Und zwar durch:
- Schmerzen hinter dem Brustbein, die oft in Hals, Arme und Oberbauch ausstrahlen und häufig zunächst bei körperlicher Belastung auftreten
- herabgesetzte körperliche Leistungsfähigkeit
- Atemnot
- erhöhte Pulsfrequenz
- Blutdruckabfall
- Schweißausbrüche
- Übelkeit
Untersuchungen bei einer koronaren Herzkrankheit
Die Basis für die Diagnose einer KHK ist die genaue Anamnese zur Abklärung der Beschwerdesymptomatik der Betroffenen sowie der Risikofaktoren. Hieran kann die Wahrscheinlichkeit für eine KHK zunächst abgeschätzt werden. In Abhängigkeit der Wahrscheinlichkeit kann dann entschieden werden, welche weiteren Untersuchungen sinnvoll sind. Oft sind dies zunächst nicht-invasive Untersuchungen wie eine Herz-MRT oder eine Koronar-CT (in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Radiologie und Nukelarmedizin). Unter Umständen ist es aber auch sinnvoll, direkt eine Herzkatheteruntersuchung durchzuführen.
Das kardiologische Team des Robert Bosch Krankenhauses verfügt über viel Erfahrung in der Untersuchung mit dem Herzkatheter. Hierbei kann dann das Ausmaß der Arterienverkalkung sowie der Einengung der Gefäße festgestellt und mögliche Behandlungsoptionen mit der Patientin:dem Patienten besprochen und gegebenenfalls die Engstelle auch sofort therapiert werden.
Liegt trotz der Beschwerden keine Verengung der Herzkranzgefäße vor, kann unter anderem mit der Gabe von Acetylcholin, einem wichtigen Botenstoff unseres Körpers, geprüft werden, ob es Verkrampfungen der Herzkranzgefäße gibt. Darüber hinaus kann mit einer speziellen Druckdrahtmessung die Fähigkeit der kleinen Blutgefäße (sogenannte Mikrogefäße) sich zu erweitern durch die Gabe von Adenosin untersucht werden. Diese Tests dienen zur Erkennung von Funktionsstörungen der Koronarien.
Behandlung einer koronaren Herzkrankheit
Eines gleich vorweg: heilbar ist eine koronare Herzkrankheit nicht. Doch mit der adäquaten Behandlung lassen sich die Beschwerden lindern und eine trotz Krankheit zufriedenstellende Lebensqualität erreichen.
Auch wenn keine oder nur geringfügige Beschwerden bestehen: KHK-Patient:innen profitieren von der Einnahme von Herzmedikamenten. Dazu gehören Blutplättchenhemmer, sogenannte Thrombozytenaggregationshemmer, wie Acetylsalicylsäure (ASS). Sie verhindern, dass sich Blutplättchen an den Innenwänden der Herzkranzgefäße ansiedeln. Von besonderer Bedeutung bei einer KHK sind jedoch Statine. Diese Wirkstoffe wirken sich positiv auf die Blutfette aus und bewirken über verschiedene Effekte, dass sich weniger Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen bilden und die Erkrankung langsamer voranschreitet. Bei einigen Patient:innen empfiehlt sich darüber hinaus die Einnahme von ACE-Hemmern oder von Beta-Blockern.
Wirksame Hilfe mit dem Herzkatheter
Unter Umständen ist trotz der oben genannten Maßnahmen ein Eingriff mit einem Herzkatheter notwendig. Damit können wir am Robert Bosch Krankenhaus sowohl einfache als auch komplexe Behandlungen zur effektiven KHK-Therapie durchführen.
Eine relevante Verengung kann zumeist in der gleichen Sitzung, in der auch die Diagnostik durchgeführt wird, behandelt werden. Dies erfolgt in aller Regel mittels einer Ballonaufdehnung und dem Einbringen einer Gefäßstütze, eines sogenannten Stents. Wir am Robert Bosch Krankenhaus setzen unseren Patient:innen grundsätzlich Stents ein, die mit Medikamenten beschichtet sind. Diese mit Medikamenten beschichteten Stents, sogenannte drug-eluting Stents (=DES) geben die Medikamente in der Folge über mehrere Monate in das Gefäß ab. Ziel ist es, dass die dauerhafte Medikamentenabgabe das verengte Gefäß offenhält.
Durch die routinemäßige Nutzung spezieller Druckdrähte (iFR/FFR/CFR) können unsere Untersucher:innen während der Herzkatheteruntersuchung den Nachweis von Durchblutungsstörungen erbringen und deren Lokalisation genauer beurteilen.
Der Einsatz miniaturisierter, hochauflösender Spezialkatheter (intravaskulärer Ultraschall = IVUS, optische Cohärenztomographie = OCT) ermöglicht uns eine, auf die jeweiligen Patient:innen, abgestimmte Behandlungsstrategie im Hinblick auf Ballonaufdehnungen und Stentimplantationen. Denn dank der Spezialkatheter können wir die Koronargefäße, also die Gefäße rund um das Herz, hochauflösend darstellen und deren Zustand beurteilen.
Liegt eine ausgeprägte Verkalkung vor, ist es möglicherweise notwendig, die Engstelle zunächst durch den Einsatz komplexer technischer Verfahren auf eine Ballondilatation und Stentimplantation optimal vorzubereiten. Für diese individualisierte optimale Vorbereitung, die sogenannte Läsionspräparation, stehen uns eine Reihe technischer Möglichkeiten zur Kalkmodifikation zur Verfügung. Wir am Robert Bosch Krankenhaus wenden zur aufwendigen Calciummodifikation neben speziellen Ballons (Cutting Ballon, Scoring Ballon, Ultrahochdruckballon) die Techniken der Atherektomie/Rotablation mit großer Expertise an. Wir am Robert Bosch Krankenhaus sind eines der größten Zentren für diese Verfahren in Deutschland.
Bei den Techniken der Atherektomie/Rotabalation wird das Gefäß mittels miniaturisierter Bohrkatheter (Rotablator, orbitale Atherektomie) vorbereitet, sodass im Anschluss das Gefäß aufgedehnt und der Stent gesetzt werden kann.
Des Weiteren können unsere erfahrenen Expert:innen für Interventionen auf ein weiteres modernes Verfahren zur Calciumpräparation zurückgreifen: hierbei handelt es sich um die sogenannte Lithotripsie oder Lithoplastie. Diese miniaturisierte, ballonvermittelte Stoßwellentherapie nutzen wir zur optimalen Vorbehandlung tieferliegender oder in bereits einliegenden Stents befindlicher Calciumstrukturen.
Dieses breite Spektrum kalkmodifizierender Verfahren stellt einen besonderen Schwerpunkt der Abteilung für Kardiologie und Angiologie dar. Als eines der größten deutschen Zentren für Rotablationen schulen unsere erfahrenen Interventionalist:innen daher mehrmals im Jahr ärztliche Kolleg:innen aus ganz Deutschland und geben die große Erfahrung bei den Workshops weiter.
Zu unserem spezialisierten Leistungsangebot gehört darüber hinaus noch die Wiedereröffnung chronisch verschlossener Herzkranzgefäße (CTO-Rekanalisation) sowie der Einsatz spezieller medikamenten-beschichteter Ballons (drug-eluting ballons =DEB).
Bypass-OP bei verengten Herzkranzgefäßen
Wenn die Verengung der Gefäße nicht im Herzkatheter behandelt werden kann oder die Erkrankung zu weit fortgeschritten ist, ist eine Bypass-Operation notwendig. Wir ziehen hierzu unsere erfahrenen Kolleg:innen der Herz- und Gefäßchirurgie hinzu.
Bei einer Bypass-OP legen die Herzchirurg:innen eine Art Umgehung um die verengten Blutgefäße und stellen so die Versorgung des Herzens wieder her. Für die Bypässe werden körpereigene Blutgefäße verwendet.
Gesunder Lebensstil
Einer der Eckpfeiler der Behandlung ist ein gesunder Lebensstil. Mit regelmäßiger Bewegung, Vermeiden von Übergewicht und dem Verzicht auf Rauchen ist bereits viel gewonnen. Das gilt auch für eine gesunde Ernährung. Sie spielt wie bei so vielen Erkrankungen auch bei der KHK eine zentrale Rolle – in der Vorbeugung wie in der Behandlung.