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Magenkrebs (Magenkarzinom)

Bei Magenkrebs handelt es sich um eine bösartige Tumorerkrankung des Magens, auch Magenkarzinom genannt.

Die Inzidenz des Magenkarzinoms ist mittlerweile zwar rückläufig, dennoch ist es weiterhin eine der häufigsten krebsbedingten Todesursachen. Diese traurige Tatsache ist darin begründet, dass dieser bösartige Tumor meist erst spät Beschwerden verursacht und dann entsprechend erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt wird. Das setzt die Heilungschancen deutlich herab. 
Die überwiegende Mehrheit der Magenkarzinome geht vom Drüsengewebe in der Magenschleimhaut aus. Sie werden medizinisch Adenokarzinome genannt.

Die genauen Ursachen für Magenkrebs sind noch nicht vollständig geklärt. Man kennt jedoch eine Reihe von Risikofaktoren, welche die Entstehung dieser Tumorerkrankung begünstigen. 

Infektion mit Helicobacter pylori

Eine Infektion mit dem überaus häufigen Magenkeim Helicobacter pylori gilt inzwischen als wichtigster Risikofaktor für Magenkrebs: die Betroffenen haben ein zwei- bis dreifach höheres Risiko als Nichtinfizierte. Die World Health Organization (WHO) hat das Bakterium deshalb als Gruppe-I-Krebserreger eingestuft.

Ernährung

Auch die Art der Ernährung spielt eine wichtige Rolle. So sind der häufige Verzehr stark gesalzener Speisen und ein zu geringer Konsum von Ballaststoffen aus Gemüse und Obst als Risikofaktoren identifiziert worden. Durch eine ungünstige Ernährungsweise kann Fettleibigkeit (Adipositas) entstehen. Auch diese erhöht die Gefahr, an einem Magenkarzinom zu erkranken. Denn sie fördert den Rückfluss von Magensäure und Gallensäuren in die Speiseröhre. Dieser sogenannte Reflux ist ebenso ein anerkannter Risikofaktor für Magenkrebs.

Vorerkrankungen des Magens

Verschiedene Magenerkrankungen können ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für Magenkrebs einhergehen. Dazu zählen allen voran eine chronische Gastritis oder ein Magengeschwür.

Rauchen

Raucher haben schätzungsweise ein etwa dreifach erhöhtes Risiko für Magenkrebs.

Genetische Veranlagung

Magenkarzinome treten in manchen Familien gehäuft auf. Man geht heute davon aus, dass das Risiko zwei bis dreimal größer ist, wenn ein Familienmitglied ersten Grades, also Eltern oder Geschwister, an diesem Tumor erkrankt sind.

Ein Magenkarzinom verursacht anfangs keine oder nur sehr unspezifische Beschwerden. Das ist das Tückische an Tumorerkrankungen und führt dazu, dass sie so oft erst spät entdeckt werden. Deshalb ist es enorm wichtig, mögliche Warnzeichen zu erkennen und vor allem bei längerem Auftreten ernst zu nehmen – soll heißen, ärztlich abklären zu lassen.

Das können Alarmsignale sein:

  • Druckgefühl oder Schmerzen im Oberbauch
  • Schluckbeschwerden
  • Appetitlosigkeit
  • Abneigung gegenüber bislang gerne konsumierten Speisen und Getränken
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Aufstoßen
  • ungewollter Gewichtsverlust 
  • Leistungsabfall
  • Dunkelfärbung des Stuhls (Teerstuhl): kann durch Magenblutungen verursacht sein

Untersuchungen bei Verdacht auf Magenkrebs

Den Auftakt der diagnostischen Maßnahmen macht die Anamnese: ein ausführliches Gespräch, in dem wir alle Ihre Beschwerden und Vorerkrankungen erfassen. Im Anschluss daran werden Sie gründlich körperlich untersucht.

Die Spiegelung des Magens, auch Gastroskopie genannt, ist die wichtigste und aussagekräftigste Untersuchungsmethode zur Diagnose eines Magenkarzinoms. Hierbei können Gewebeproben entnommen (Biopsie) und die Diagnose gesichert werden. Bestätigt sich der Verdacht auf Magenkrebs, schließen sich weitere Untersuchungen an.

Um zu prüfen, ob der Tumor bereits Metastasen in anderen Organen ausgebildet hat, fertigen wir auch eine Schnittbildgebung des Brustkorbs und des Bauches an.

Mit Hilfe dieser endoskopischen Ultraschalluntersuchung können die Mediziner:innen der Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie feststellen, wie tief das Karzinom bereits in die Magenwand vorgedrungen ist. Damit lässt sich die sogenannte T-Kategorie bestimmen, ein wichtiger Parameter für die Planung der Therapie. Darüber hinaus kann eine Endosonografie zeigen, ob der Tumor Metastasen gebildet und sich auf andere Organe ausgebreitet hat.

Das Blutbild gibt Aufschluss über die Allgemeinverfassung und ermöglicht die Bestimmung sogenannter Tumormarker. Dabei handelt es sich um Substanzen, die der Tumor selbst abgibt. 

Einteilung in die TNM-Klassifikation

Anhand aller Ergebnisse aus den Untersuchungen können wir das genaue Krankheitsstadium ermitteln und in Stadien einteilen. Dazu gibt es die international gültige, sogenannte TNM-Klassifikation. T steht für Größe und Ausdehnung des Tumors im Magen, N für Anzahl und Lokalisation befallener Lymphknoten und M für Auftreten und Lokalisation von Metastasen in anderen Organen. 

Je nach TNM-Einteilung ergibt sich, welche Therapie am besten für Sie geeignet ist. 

Allgemeines zur Behandlung von Magenkrebs

Endoskopische Entfernung, Operation und weitere Behandlungsmöglichkeiten

Welche Behandlungsmaßnahmen sinnvoll und angezeigt sind, richtet sich nach dem Stadium, in dem sich das Magenkarzinom befindet und nach seinen sogenannten histologischen Eigenschaften. 

Bei sehr kleinen und oberflächlichen Tumoren ist mitunter eine endoskopische Entfernung möglich. In den meisten Fällen ist jedoch ein operativer Eingriff erforderlich, bei dem wir einen Teil des Magens oder den gesamten Magen entnehmen. Ist eine Operation nicht möglich oder hat nur geringe bis keine Erfolgsaussichten, wird versucht, das Wachstum des Tumors medikamentös zu bremsen oder ihn im besten Fall komplett zu vernichten. Dazu setzen wir eine Chemotherapie ein, die wir oftmals auch mit zielgerichteten Wirkstoffen, sogenannten „Targeted Drugs“ kombinieren.

Endoskopische Entfernung bei frühen Tumoren

Werden Magenkarzinome sehr früh entdeckt, haben sie meist noch eine Größe von weniger als zwei Zentimetern und haben sich auch nur in der oberflächlichen Schleimhaut des Magens ausgedehnt. Unter solchen überaus günstigen Umständen können die Experti:innen der Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie den Tumor mithilfe eines Endoskops abtragen (endoskopische Resektion). Dies erfolgt im Rahmen einer Gastroskopie, wie sie auch zur Diagnose durchgeführt wird. Anders als bei dieser Magenspiegelung werden Betroffene jedoch stationär bei uns zur Überwachung aufgenommen.

Operation bei Magenkrebs

Die Operation ist die einzige Möglichkeit ein Magenkarzinom zu heilen und deshalb die wichtigste und häufigste Therapiemaßnahme bei dieser Tumorerkrankung. Ob wir einen Teil des Magens erhalten können (Teilresektion) oder den ganzen Magen entfernen müssen (Gastrektomie), hängt von der Lage des Tumors, seinem Wachstumsverhalten und seiner Größe ab. Ist der Tumor bereits in umliegende Gewebe eingewachsen, müssen wir diese unter Umständen ebenfalls entfernen. Auf jeden Fall entnehmen wir bei dem Eingriff die umliegenden Lymphknoten, da sich die Tumorzellen über die Lymphbahnen verbreiten können. Und je mehr Lymphknoten befallen sind, umso höher ist das Risiko eines Rückfalls – also eines Wiederauftretens des Magenkarzinoms (ein sogenanntes Rezidiv).

Vielfach wird zusätzlich zur operativen Resektion eine Chemotherapie empfohlen, die vor der Operation begonnen und nach der Operation fortgesetzt wird. Sie soll den Tumor vor dem Eingriff verkleinern und danach eventuell im Körper verbleibende Tumorzellen vernichten und so das Risiko für einen Rückfall senken.

Für den Eingriff ist eine stationäre Aufnahme in der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie nötig. Vor der Operation bekommen Sie abführende Medikamente, damit Ihr Magen und Ihr Darm möglichst vollständig leer sind. Die Operation findet unter Vollnarkose statt. Wie lange sie dauert, hängt von der Ausdehnung des Tumors und dem Operationsverfahren ab. Es kommen prinzipiell minimalinvasive Verfahren (Schlüssellochchirurgie, laparoskopisch oder roboterassistiert) als auch eine offen-chirurgische Operation in Frage. Welches Verfahren zum Einsatz kommt, wird individuell entschieden – wobei Vorerkrankungen, Voroperationen, Tumorlage und Tumorgröße eine Rolle spielen.
Sowohl die klassische, offene Chirurgie wie auch die minimalinvasive, häufig roboterassistierte OP-Technik gehören zu unserer täglichen Routine und werden standardisiert in der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie durchgeführt.

Beim offenen Operationsverfahren wird der Bauchraum mit einem Schnitt eröffnet. Meist handelt es sich dabei um einen Längsschnitt, beginnend unterhalb des Brustbeins bis knapp unterhalb des Nabels. Möglich ist jedoch auch ein Querschnitt. 

Bei Tumoren am Mageneingang kann unter Umständen ein sogenannter Zweihöhleneingriff erforderlich sein. Zweihöhleneingriffe werden bei uns zur Verringerung des operativen Traumas häufig minimalinvasiv (hauptsächlich roboterassistiert) durchgeführt. Dabei muss der Zugang sowohl über den Bauchraum als auch über die Brusthöhle erfolgen, um an die oberhalb des Zwerchfells gelegene Speiseröhre zu gelangen. Unabhängig vom Operationsverfahren und der Schnittführung werden sämtliche von den Tumorzellen befallenen Gewebe und Strukturen vollständig entfernt. 

Damit an Magenkrebs Erkrankte nach ihrer Operation wieder essen können, muss nach der Komplett- oder Teilentfernung des Magens der Nahrungsweg wiederhergestellt werden. Dafür gibt es verschiedene Techniken. Wurde nur ein Teil des Magens entfernt, verbinden wir einen Abschnitt des Dünndarms mit dem Restmagen. Musste der ganze Magen herausoperiert werden, schließen wir den Dünndarm direkt an die Speiseröhre an.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Die alleinige chirurgische Entfernung von Magenkarzinomen ist leider mit hohen Rückfallraten nach der Operation vergesellschaftet. Die Ergebnisse können deutlich verbessert werden, wenn zusätzlich Chemotherapie und gegebenenfalls auch Strahlentherapie ins Behandlungskonzept integriert werden. Deshalb gilt das lokal fortgeschrittene Magenkarzinom heute als Modellerkrankung für multimodale Therapiekonzepte. 

Neuerdings stehen neben der klassischen Chemotherapie auch zielgerichtete Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Mit therapeutischen Antikörpern kann zum Beispiel behandelt werden, wenn Magenkrebszellen das sogenannte Her2-Protein aufweisen. 

Seit neuestem werden zusätzlich zur Chemotherapie auch antikörperbasierte Immuntherapien in vielen Situationen mit eingesetzt, diese verbessern die Behandlungsergebnisse deutlich.
Die Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin des Robert Bosch Krankenhauses verfügt über eine hohe Fachexpertise in allen Formen der Krebsbehandlung mit Medikamenten. Auch in zielgerichteten Therapien, neuen Arten der medikamentösen Krebstherapie, die passgenau in die Vorgänge der Krebszellen eingreifen und das Tumorwachstum hemmen.

Eine Strahlentherapie wird bei Magenkrebs nur selten eingesetzt, da die Tumorzellen dieser Krebsart kaum auf diese Behandlung ansprechen. Ist ausnahmsweise eine Bestrahlung vorgesehen, wird sie in der Regel mit einer Chemotherapie kombiniert, um ihre Wirkung zu verstärken.

Ist die Tumorerkrankung bereits so weit fortgeschritten, dass eine Heilung oder eine wirksame Therapie nicht mehr möglich ist, werden palliative Behandlungsmaßnahmen eingeleitet. Sie zielen darauf ab, die tumorbedingten Beschwerden wie allen voran Schmerzen sowie Schluckstörungen, Übelkeit und andere Symptome zu beseitigen oder zumindest bestmöglich zu lindern. Die Palliativbehandlung richtet ihren Fokus jedoch nicht allein auf körperliche Beeinträchtigungen. Gemäß ihrem ganzheitlichen Ansatz widmet sie sich auch intensiv allen psychischen, emotionalen und spirituellen Anliegen beziehungsweise Problemen der Magenkrebspatienten. 

Mehr Informationen zur palliativen Therapie und Betreuung bei uns im Robert Bosch Krankenhaus finden Sie hier

Individuelle Krebstherapie durch interdisziplinäres Tumorboard

Für eine hochwertige Behandlung von Patient:innen mit Magenkrebs ist die Bündelung der Fachexpertise der beteiligten Fachabteilungen Gastroenterologie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Onkologie, Strahlentherapie, Pathologie, Labormedizin und Palliativmedizin gefragt. Um die jeweils bestmögliche Therapie für unsere Patient:innen zu finden, beraten wir uns wöchentlich interdisziplinär im Tumorboard. Jede Patientin:jeder Patient wird mit ihrem:seinem Krankheitsbild vorgestellt und besprochen, gemeinsam wird die individuell optimale Therapie festgelegt.

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