Lungenkrebs
Das Lungenkarzinom ist die häufigste Krebstodesursache in Deutschland. Rund 55.000 Menschen erkranken jährlich an Lungenkrebs. Als Hauptursache gilt das Rauchen.
Im RBK Lungenzentrum Stuttgart werden seit mehr als 50 Jahren Menschen mit Lungenkrebs und anderen Erkrankungen der Lunge behandelt. Langjährige Erfahrung und die Orientierung an aktuellen Forschungsergebnissen haben die Klinik zu einem führenden Zentrum in der Behandlung von Tumoren und Karzinomen im Bereich der Atemwege gemacht.
Aufgrund unserer Erfahrung und Qualität in der Behandlung des Lungenkrebses sind wir seit 2009 als Lungenkrebszentrum, zertifiziert durch die Deutsche Krebsgesellschaft, anerkannt. Die für Lungenkrebszentren geforderte Mindestzahl an jährlichen Neudiagnosen von 200 überschreiten wir um das Doppelte. Dabei sind wir auf die umfassende und interdisziplinäre Versorgung von Patient:innen mit Lungenkrebs in allen Phasen ihrer Erkrankung spezialisiert. Früherkennungsmaßnahmen, Diagnostik und Therapie erfolgen nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und aktuellen Leitlinien.
Unterschieden werden grundsätzlich zwei Arten von Lungenkrebs:
- das kleinzellige Bronchialkarzinom (SCLC: small cell lung cancer), das besonders schnell wächst und etwa 15 Prozent der Fälle ausmacht,
- das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC: non small cell lung cancer). Heute differenzieren wir zwischen vielen verschiedenen Unterarten des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms, die sehr unterschiedlich zu behandeln sind.
Um welche Art von Tumor es sich handelt, lässt sich nur durch die Untersuchung von Krebsgewebe feststellen.
Rauchen gilt als das größte Risiko, um an Lungenkrebs zu erkranken. Auch Personen, die in ihrem Arbeitsalltag mit krebserregenden Stoffen in Kontakt kommen, haben ein erhöhtes Risiko.
In einem frühen Stadium verursacht Lungenkrebs meist keine Beschwerden und wird fast immer nur zufällig entdeckt. Zum Beispiel, wenn aus anderen Gründen eine Röntgenaufnahme der Brust durchgeführt wird. Erst bei bereits größerer Ausdehnung des Tumors treten Symptome auf wie langanhaltender Husten, Brustschmerzen, Atemnot, Gewichtsverlust und Schwäche. Hinter diesen Anzeichen können jedoch auch andere Erkrankungen stecken.
Was ist Lungenkrebs?
Lungenkrebs tritt in vielen verschiedenen Unterarten auf. Professor Dr. Hans-Georg Kopp, Chefarzt der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am Robert Bosch Krankenhaus, erklärt, warum eine sehr genaue Diagnostik entscheidend ist.
So erreichen Sie uns
Untersuchungen bei Lungenkrebs
Bei einem Verdacht auf Lungenkrebs befragen wir unseren Patient:innen zunächst ausführlich nach ihren Beschwerden sowie möglichen Risikofaktoren. Darauf folgen die eingehende körperliche Untersuchung, Laboruntersuchungen von Blut und Auswurf sowie Röntgenaufnahmen/CTs der Lunge.
Wenn sich der Verdacht auf ein Lungenkarzinom erhärtet, ist dann die Lungenspiegelung (Bronchoskopie) mit Gewebeprobenentnahme der entscheidende diagnostische Schritt. Die Bronchoskopie erlaubt einen direkten Blick in die Lunge. Während der Lungenspiegelung können wir kleine Gewebeproben entnehmen und diese durch die Abteilung für Pathologie unter dem Mikroskop auf Krebszellen untersuchen lassen. Diese feingewebliche oder histologische Begutachtung ermöglicht, zwischen gut- und bösartigen Tumoren zu unterscheiden und auch die Tumorart genauer zu charakterisieren.
Handelt es sich tatsächlich um Lungenkrebs, folgen weitere Untersuchungen mit dem Ziel, das Stadium der Krebserkrankung zu erkennen: Wie weit hat sich der Tumor bereits ausgebreitet? Sind Lymphknoten befallen? Haben sich Absiedelungen (Metastasen) des Lungentumors in anderen Körperregionen gebildet? Zu diesem Zweck stehen dem Robert Bosch Krankenhaus modernste radiologische Untersuchungsgeräte (Computertomografie (CT), Kernspintomografie (MRT)) und Untersucungsverfahren wie die Positronen-Emissionstomografie (PET) zur Verfügung.
Das Ergebnis dieser Untersuchungen ist ausschlaggebend für die Behandlungsstrategie.
Nationales Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) Lungenkrebs
Weitergehende molekulare Diagnostik ist heute aber genauso wichtig. Hierzu wird aus den Tumorzellkernen DNA extrahiert und auf bestimmte Veränderungen (Mutationen) hin untersucht. Das RBK Lungenzentrum Stuttgart ist eines von deutschlandweit 23 Netzwerkzentren im „nationalen Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) Lungenkrebs“, unsere Patient:innen mit fortgeschrittenem Lungenkrebs erhalten Zugang zu modernster, weit über den diagnostischen Standard hinausgehender molekularer Diagnostik. Dies ermöglicht uns unter Umständen die Identifikation seltener Veränderungen, die sehr gut und wirksam ohne Chemotherapie behandelt werden können. Bei der Auswertung der Daten hilft uns die Zusammenarbeit im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Südwest. Hier haben sich die Universitätskliniken Tübingen und Ulm und das Robert Bosch Krankenhaus am Bosch Health Campus zu einem von deutschlandweit sechs wissenschaftlich herausragenden Einrichtungen zusammengetan.
Sollte man sich vorsorglich zu Lungenkrebs untersuchen lassen?
Früherkennung von Lungenkrebs erhöht die Chancen einer Heilung. Professor Dr. Hans-Georg Kopp, Chefarzt der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am Robert Bosch Krankenhaus, zeigt auf, für wen eine vorsorgliche Untersuchung sinnvoll ist.
Wir sind zertifiziertes Lungenkrebszentrum
Das zertifizierte Lungenkrebszentrum (Deutsche Krebsgesellschaft e. V.) im RBK Lungenzentrum Stuttgart ist eines der zehn größten Zentren in Deutschland. Über 500 Patient:innen werden jährlich interdisziplinär behandelt.
Was ist ein Lungenkrebszentrum?
Das RBK Lungenzentrum Stuttgart gehört zu den 50 größten und zu den Top Ten der zertifizierten Lungenkrebszentren in Deutschland. Chefarzt Professor Dr. Hans-Georg Kopp zeigt auf, welche Vorteile das für die Patient:innen hat.
Behandlung von Lungenkrebs
Kleinzellige und nicht-kleinzellige Lungentumore
Behandlungen von nicht-kleinzelligen Lungentumoren
Bei der Therapie von nicht-kleinzelligen Lungentumoren stehen Operation und Bestrahlung im Vordergrund. Ein operativer Eingriff ist jedoch nur möglich, wenn der Allgemeinzustand der Patientin:des Patienten es erlaubt und die verbleibenden Lungenabschnitte die Atemfunktion übernehmen können. Kleinere Tumore in der Lunge können mittlerweile sehr häufig minimalinvasiv operiert werden. Dazu werden lediglich kleine Schnitte seitlich am Brustkorb angebracht. Mithilfe einer Videokamera und speziellen Instrumenten kann dann der befallene Lungenabschnitt entfernt werden, ohne dass der Brustkorb weit eröffnet werden muss.
Nur in wenigen Kliniken, wie durch di Spezailist:innen der Abteilung für Thoraxchirurgie am RBK Lungenzentrum Stuttgart, kann auch die Single-Port- oder uniportale OP angeboten werden. Dabei erfolgt die gesamte Operation über einen einzigen Schnitt von maximal vier Zentimetern. Dies minimiert die Schmerzen und erlaubt eine frühe Mobilisierung der Patient:innen. Zusammen mit einem speziellen Schmerz- und Physiotherapiekonzept verkürzt sich der Aufenthalt unserer Patient:innen.
Offene OP am Brustkorb zur Behandlung großer Tumore
Bei sehr ausgedehnten Tumoren muss allerdings nach wie vor offen – über einen Schnitt seitlich am Brustkorb – operiert werden. In einigen Fällen wird während der Operation die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. So können auch zunächst inoperabel erscheinende Lungentumore chirurgisch in ausgewählten Fällen therapiert werden.
Hat sich der Krebs bereits von der Lunge in benachbarte lebenswichtige Organe ausgebreitet, muss zunächst eine Strahlentherapie durchgeführt werden. Dadurch wird der Tumor im günstigsten Fall so weit verkleinert, dass er anschließend doch noch operativ entfernt werden kann. Dabei entfernt man nicht nur den befallenen Lungenabschnitt, sondern auch Strukturen, in die der Tumor eingewachsen ist. Dies können befallene Rippen, der Herzbeutel oder Blutgefäße sein. In solchen Fällen ist auch für die Rekonstruktion, das heißt die Wiederherstellung der normalen Funktion, eine besondere Expertise notwendig. So kommen zum Beispiel Gefäßprothesen oder künstliche bzw. Biomembranen zum Einsatz, die eine Wiederherstellung von Blutgefäßen oder zum Beispiel auch einen Ersatz des Zwerchfells ermöglichen.
Behandlung von kleinzelligen Bronchialtumoren
Kleinzellige Bronchialkarzinome können aufgrund ihres schnellen Wachstums und der oft frühen Metastasenbildung nur selten operiert werden. Bei ihnen ist die Chemotherapie die wichtigste Behandlungsmethode. Auch in den Fällen, in denen eine Operation möglich ist, werden vor dem Eingriff zunächst mittels Chemotherapie die Tumorzellen bekämpft, die sich möglicherweise außerhalb des Operationsbereichs entwickelt haben. Wird ein kleinzelliger Lungenkrebs schon in einem relativ frühen Stadium erkannt, kann eine Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie, eine sogenannte Radiochemotherapie, sinnvoll sein. Das ist beispielsweise sinnvoll, wenn sich der Tumor in Lymphknoten, die neben der Lunge liegen, ausgebreitet hat. Durch die Kombination von Chemotherapie und Bestrahlung werden heute bessere Heilungsergebnisse erzielt.
Auch die zusätzliche Immuntherapie ist ein Pfeiler der Therapie des kleinzelligen Lungenkarzinoms geworden.
Kann Lungenkrebs immer operiert werden?
Die chirurgische Entfernung eines Tumors ist eine zentrale Therapiemöglichkeit bei Lungenkrebs. Priv.-Doz. Dr. Gerhard Preissler, Chefarzt der Abteilung für Thoraxchirugie im RBK Lungenzentrum Stuttgart, erörtert die Voraussetzungen für eine solche Lungenoperation.
Interdisziplinäre Tumorboards sichern individuelle Krebstherapie
Eine optimale Behandlung des Lungenkrebses gelingt nur, wenn verschiedene medizinische Disziplinen eng zusammenarbeiten. Dabei hat sich ein Netzwerk an Spezialist:innen der beteiligten Fachabteilungen bewährt: Pneumologie (Lungenheilkunde), Onkologie und Thoraxchirurgie (Lungenchirurgie), Strahlentherapie, Radiologie und Pathologie arbeiten eng zusammen. Niedergelassene Ärzt:innen und Kliniken aus dem Großraum Stuttgart sind als wichtige Partner in das Zentrum eingebunden. Wöchentliche Tumorkonferenzen bringen die Behandlungspartner an einen Tisch, um für jede einzelne Patientin:jeden einzelnen Patienten die optimale Therapie zu finden.
In molekularen Tumorkonferenzen wird auch darüber diskutiert, ob es aussichtsreiche neue Behandlungsmöglichkeiten im Rahmen von klinischen Studien für unsere Patient:innen gibt.
Begleittherapien bei Lungenkrebs
Therapeutische Maßnahmen bei der Behandlung der Lungenkrebserkrankung können belastend und anstrengend für die Patientin:den Patienten sein. Die unterstützende (supportive) Begleitbehandlung soll dabei Therapienebenwirkungen vorbeugen und die eigenen Kräfte zur Überwindung der Krankheit aktivieren.
Psychoonkologische Betreuung während der Krebstherapie
Ein Tumor lässt sich meist mit bildgebenden Verfahren sichtbar machen, bei den Gedanken und Gefühlen der Erkrankten geht das hingegen nicht. Die Diagnose Lungenkrebs reißt die Betroffenen aus ihrem Alltag und konfrontiert sie mit vielen Fragen und Sorgen. Mit begleitenden Gesprächen, Beratung und Entspannungsverfahren helfen unsere Psychoonkolog:innen, die manchmal großen Veränderungen, Ängste und Fragen, zu strukturieren und zu verarbeiten.
Palliative Behandlung bei Lungenkrebs
In einigen Fällen ist die Krebserkrankung so weit fortgeschritten, dass eine Heilung nicht möglich ist. Und manchmal entscheiden sich Patient:innen auch bewusst gegen eingreifende Therapieverfahren. In dieser Situation zielt die Behandlung auf die Eindämmung des Lungenkrebses und die Linderung von Krankheitssymptomen ab.
LINA – ein Beratungsangebot
Jungen Erwachsenen mit der Diagnose Lungenkrebs bieten wir mit dem Beratungsangebot Hilfe bei sozialrechtlichen Themen wie Krankengeld oder Haushaltshilfe sowie emotionale Unterstützung.
Nach einer Operation kann eine stationäre Nachbehandlung in einer Rehabilitationsklinik den Heilungsprozess unterstützen. Die Patientenkoordinator:innen am Robert Bosch Krankenhaus beraten gerne zu einer Anschlussheilbehandlung und beantragen diese, falls gewünscht. Über die Patientenkoordination kann auch der Kontakt zu ambulanten Diensten und zu Selbsthilfegruppen hergestellt werden.
Eine Operation wegen einer Lungenkrebserkrankung oder eine Kombinationsbehandlung aus Bestrahlung und Operation zielen auf Heilung ab. Manchmal kommt es aber zu Rückfällen, die als erneutes Tumorwachstum in der Lunge oder als Absiedelungen (Metastasen) in anderen Organen auftreten können. Durch eine regelmäßige Tumornachsorge kann ein Rückfall rechtzeitig entdeckt werden. Mitunter ist dann eine erneute Operation oder eine Bestrahlung sinnvoll. Eine Chemotherapie kann die weitere Ausbreitung der Tumorerkrankung verlangsamen.
Die Nachsorge nach der Behandlung von Lungenkrebs umfasst Röntgenaufnahmen oder eine Computertomografie (CT) der Lunge sowie eine körperliche Untersuchung. Sie findet anfangs vier Mal im Jahr statt.
Die Untersuchungen können in einer Lungenfacharztpraxis oder Onkologischen Praxis sowie in den Ambulanzen am RBK Lungenzentrum Stuttgart durchgeführt werden.
Klinische Studien am RBK Lungenzentrum Stuttgart
Die Krebsforschung ist sehr aktiv: In zahlreichen klinischen Studien wird der Einfluss neuer Diagnostik- und Therapieansätze auf den Verlauf von Lungenkrebs in einer kontrollierten Phase erforscht. Im RBK Lungenzentrum Stuttgart können Patient:innen an nationalen und internationalen klinischen Studien teilnehmen.
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Lungenmetastasen
Lungenkrebs ist nicht gleichbedeutend mit Lungenmetastasen. Lungenmetastasen stammen von einem anderen Tumor und benötigen daher eine andere Behandlung.