Herzschrittmacher und implantierbare Defibrillatoren (ICD)
Herzschrittmacher und Defibrillatoren sind kleine elektrische Geräte. Ein Herzschrittmacher wird vorwiegend bei langsamen Herzrhythmusstörungen eingesetzt, damit das Herz wieder im richtigen Takt schlägt. Defibrillatoren, implantiert unter die Haut, können ebenfalls zu langsame Herzschläge beschleunigen, aber auch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen und Herzrasen (Kammerflimmern) erkennen und im Ernstfall mittels Elektroschocks den Herzschlag wieder normalisieren. Ein Herzstillstand / plötzlicher Herztod kann so vermieden werden.
Als eines der großen Herzzentren in der Region verfügen die Herzspezialist:innen der Abteilung für Kardiologie und Angiologie über weitreichende Erfahrung in der Implantation von Herzschrittmachern und Defibrillatoren.
- Herzschrittmacher
- Implantierbare Defibrillatoren (ICD)
Herzschrittmacher
Herzschrittmacher sind aus der modernen Herzmedizin nicht mehr wegzudenken. Dabei sind sie nicht nur einfache Taktgeber, sondern inzwischen hochkomplexe Systeme, mit denen die Herzfunktionen umfassend unterstützt werden.
Ein Herzschrittmacher besteht aus einer Lithium-Iod-Batterie zur Energieversorgung und der Elektronik zur Steuerung der Funktionen. Beide sind in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht. Aufgabe eines Herzschrittmachers ist es, das Herz mit elektrischen Impulsen in seinen richtigen Schlagrhythmus zurückzubringen und diesen aufrecht zu erhalten.
Der Taktgeber kann jedoch inzwischen noch weit mehr: Dank seiner komplexen elektronischen Ausstattung kann er tiefgreifend in die Herzfunktion eingreifen. Normalerweise kann bei Trägern eines Herzschrittmachers wegen der elektromagnetischen Felder kein MRT (Magnetresonanztomografie) mehr durchgeführt werden. Am Robert Bosch Krankenhaus setzen wir deshalb moderne MRT-fähige Schrittmacher ein.
Rhythmusstörungen sind das Haupteinsatzgebiet
Herzschrittmacher kommen überwiegend bei Herzrhythmusstörungen zum Einsatz. Das gilt allen voran für die sogenannten bradykarden Herzrhythmusstörungen, bei denen der Herzschlag verlangsamt ist. Typische Symptome dafür sind Schwindel und Ohnmachtsanfälle.
Auch bei kombinierten Rhythmusstörungen, dem sogenannten Bradykardie-Tachykardie-Syndrom, muss ein Schrittmacher oft die Herzfunktion unterstützen. Zwingend notwendig ist sein Einsatz zudem bei Erregungsleitungsstörungen, AV-Block genannt. Dabei zeigen sich im EKG (Elektrokardiogramm) längere Pausen, da Blockaden bei der Erregungsleitung im Herzen auftreten.
Unerlässlich ist ein Schrittmacher auch dann, wenn der Puls unter Belastung nicht ausreichend ansteigt, was medizinisch chronotrope Inkompetenz genannt wird.
Darüber hinaus kann die Versorgung mit einem Schrittmacher auch nach einem Herzinfarkt vorübergehend notwendig sein.
So läuft das Einsetzen eines Schrittmachers ab
Das Einsetzen eines Herzschrittmachers ist inzwischen ein Routineeingrifff für uns in der Abteilung für Kardiologie und Angiologie, der in örtlicher Betäubung in Kombination mit einem Schlafmittel vorgenommen werden kann. Entsprechend können die meisten Patient:innen das Krankenhaus bereits 24 Stunden nach dem Eingriff wieder verlassen.
Vor dem Eingriff bekommen Sie Medikamente, die Sie beruhigen und schläfrig machen. Anschließend wird ein kleiner, etwa vier Zentimeter langer Hautschnitt unterhalb Ihres Schlüsselbeins durchgeführt. Diese Stelle wird zuvor örtlich betäubt; Sie spüren diesen Schnitt also überhaupt nicht. Dann werden eine oder zwei Elektroden durch eine Vene bis zum Herz vorgeschoben. Hier angekommen erfolgt der Anschluss der Elektrode(n) an den Herzschrittmacher. Nun wird er auf Ihre individuellen Bedürfnisse programmiert, unter die Haut geschoben und der Hautschnitt anschließend vernäht. Zum Abschluss der Implantation testen wir den Herzschrittmacher ausführlich, um sicherzustellen, dass er ordnungsgemäß funktioniert und die an ihn gestellten Anforderungen erfüllt.
Die Funktionsdauer moderner Schrittmacher liegt heute zwischen acht und zehn Jahren. Ist die zuverlässige Funktion nicht mehr gewährleistet, wird in einem kleinen operativen Eingriff ein Gerätewechsel durchgeführt. Durch genormte Verbindungen zwischen Sonde und Aggregat ist der Austausch eines Herzschrittmachers heute unkompliziert möglich und die Sonden können meistens belassen werden.
Was mit einem Herzschrittmacher zu beachten ist
Unmittelbar nach dem Einsetzen des Herzschrittmachers und in der Zeit danach gibt es für die Schrittmacher-Tragenden einiges zu berücksichtigen.
Damit Ihr Herzschrittmacher seine Arbeit optimal macht, muss er in regelmäßigen Abständen kontrolliert und gegebenenfalls angepasst werden. Geprüft werden dabei der Ladestand der Batterie im Schrittmacher sowie die Funktion der Sonden. Zudem werden einige Daten, wie etwa besondere Vorkommnisse im Herzschlag, erfasst. Die erste Kontrolle erfolgt spätestens drei Monate nach dem Einsetzen. Dann ist sie in Intervallen von sechs bis zwölf Monaten angezeigt.
Am Robert Bosch Krankenhaus führen wir diese Schrittmacherkontrollen selbstverständlich durch.
Während und direkt nach der Implantation wird der Herzschrittmacher genau vermessen. Diese Werte werden dann in einen Schrittmacherausweis eingetragen. Dieses wichtige Dokument sollten Sie ebenso wie Ihren Personalausweis immer mit sich führen.
Die verwendeten Fäden lösen sich von selbst auf, Sie sollten die Haut nur um die Wunde herum waschen und ein Duschpflaster verwenden. Am besten nehmen Sie dazu einen Waschlappen, den Sie gut auswringen, da der Wundverband nicht nass werden darf. Diese Vorsicht ist geboten, um die Wundheilung nicht zu stören und Infektionen mit Keimen zu verhindern. Ist die Wunde verheilt (nach circa drei Wochen), können Sie Ihrer Körperpflege wieder wie gewohnt nachgehen.
Den Arm, auf dessen Seite der Schrittmacher eingesetzt wurde, sollten Sie nicht nach oben über Brusthöhe heben und nichts Schweres heben bzw. arbeiten. So wird vermieden, dass Zug an den ins Herz eingesetzten Sonden entsteht. Denn dies kann den Heilungsprozess beeinträchtigen. Nach acht Wochen können Sie den Arm dann wieder ganz normal bewegen.
Herzschrittmacher sind heute kaum störanfällig. Dennoch kann es zu Problemen mit ihrer Funktion kommen, wenn etwa elektromagnetische Felder in der Nähe sind.
Halten Sie deshalb stets einen Abstand von 20 Zentimetern zwischen Ihrem eingeschaltetem Handy und dem Herzschrittmacher ein. Zudem sollten Sie das eingeschaltete Handy nicht in der Hemden- oder Jackentasche tragen, die sich in der Nähe des Schrittmachers befindet. Bei Haushaltsgeräten wie etwa Herd, Wasch- und Spülmaschine sowie Trockner sollte der Abstand zum Schrittmacher 15 Zentimeter nicht unterschreiten. Unbedenklich sind elektrische Zahnbürsten, Rasierapparate, Lockenstäbe oder Föhne. Hier müssen Sie keinen Sicherheitsabstand einhalten.
Beim Umgang mit elektrischen Werkzeugen sieht es anders aus. Hier müssen Sie einen deutlich größeren Sicherheitsabstand berücksichtigen: 30 Zentimeter sollen zwischen Schrittmacher und Bohrmaschine, elektrische Laub- oder Kettensäge, Akku-Schrauber, Lötkolben usw. liegen.
Auch mit Schrittmacher im Herz ist körperliche Aktivität möglich und wichtig. Ideal sind alle Ausdauersportarten wie unter anderem Walken, Wandern, Radfahren oder Schwimmen. Kampfsportarten wie etwa Boxen oder Karate sollten Sie dagegen nicht durchführen. Hierbei könnten harte Stöße oder Schläge im Oberkörperbereich zu Brüchen der Elektroden führen, welche die Impulse vom Schrittmacher ans Herz leiten.
Auch Tauchen sollten Sie nicht. Denn der mit der Wassertiefe steigende Wasserdruck auf den Körper kann Gewebsflüssigkeit in den Herzschrittmacher pressen und so dessen Elektronik beschädigen.
Implantierbare Defibrillatoren (ICD)
Ein Defibrillator gibt starke elektrische Impulse an das Herz ab. Diese Elektroschocks sorgen wieder für einen normalen Herzrhythmus. Somit sind sie bei gefährlichen Herzereignissen wie etwa einem Herz-Kreislauf-Stillstand lebensrettend.
Die Elektroschocks, die Defibrillatoren abgeben, unterbrechen alle elektrischen Erregungen im Herzen. Das bringt einen gestörten oder unterbrochenen Herzschlag wieder in Gang.
Externe und interne Defibrillatoren
Von Defibrillatoren, umgangssprachlich auch Defis genannt, gibt es zwei Versionen. Die einen, die externen Defibrillatoren, geben die Elektroschocks von außerhalb des Körpers an das Herz ab. Sie stehen inzwischen an vielen öffentlichen Orten für die Erste Hilfe zur Verfügung.
Die anderen, die internen Defibrillatoren, werden in den Körper eingesetzt – also implantiert. Sie heißen deshalb auch implantierbare Cardioverter Defibrillatoren, kurz ICD. Die Implantation dieser Defis gehört mit zum Standard an unserer kardiologischen Abteilung.
ICD
Ein ICD wird ähnlich wie ein Herzschrittmacher unter der Haut in der Nähe des Herzens implantiert. Hier überwacht er die Herzaktionen und kann bei gefährlichen Rhythmusstörungen sofort eingreifen. Was den ICD von einem gewöhnlichen Schrittmacher unterscheidet, ist die Möglichkeit, einen Elektroschock – die Defibrillation – abzugeben. Die Stärke dieses Stromstoßes ist deutlich geringer, als dies bei der externen Defibrillation etwa durch das Notarzt-Team notwendig ist, da die Schocksonde direkt im Herzen liegt. Diese Sonde wird über eine in der Nähe des Schlüsselbeins liegende Vene bis in das Herz vorgeführt und dort verankert. Jeder ICD hat auch eine Schrittmacherfunktion.
Kardiale Resynchronisationstherapie (Dreikammer-ICD)
Hierbei handelt es sich um spezielle implantierbare Defibrillatoren, die zusätzlich noch die Möglichkeit bieten beide Herzkammern wieder synchron miteinander schlagen zu lassen. Sie werden vornehmlich bei schwerer Herzschwäche eingesetzt.