Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Ihr Name sagt es bereits: Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist der Darm entzündet und zwar in der Regel dauerhaft. Die beiden häufigsten Formen sind die Colitis ulcerosa und der Morbus Crohn.
Ist die Erkrankung weder der Colitis ulcerosa noch dem Morbus Crohn sicher zuzuordnen, spricht man von einer Colitis ideterminata, was ungefähr zehn Prozent der Fälle entspricht. Diese sehr belastenden Krankheiten, kurz CED genannt, sind auf dem Vormarsch: Die Zahl jener, die davon betroffen sind, steigt permanent. Bei Erkrankungsbeginn sind die meisten Betroffenen 20 bis 30 Jahre alt, nicht selten sind aber auch Kinder und ältere Erwachsene plötzlich mit dieser Diagnose konfrontiert. Die chronischen Entzündungen, die mit den Krankheitsbildern einhergehen, begleiten die Betroffenen ein Leben lang. Umso wichtiger ist es, dieser großen Patientengruppe eine optimale Behandlung zu ermöglichen und dadurch ein hohes Maß an Lebensqualität sicherzustellen.
Ebenso wie ihre stetige Zunahme sind auch die genauen Ursachen der CED noch immer unklar. Gesichert ist, dass es sich um Krankheiten mit mehreren verschiedenen Auslösern handelt – polygene Erkrankungen genannt. CED entstehen aus einem Zusammenwirken von genetischen Veränderungen und Umwelteinflüssen. So wurden inzwischen äußere Risikofaktoren für das Auftreten einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung identifiziert. Dazu gehört unter anderem die gehäufte Einnahme von Antibiotika im Kindesalter. Dies erklärt auch, warum die Erkrankungen in den westlichen Ländern besonders häufig sind und in den Schwellenländern zunehmen. Auch das Rauchen erhöht das Risiko, an einer CED zu erkranken. Wie so oft, spielt auch die genetische Ausstattung eine Rolle, ob man gefährdeter ist, an einer CED zu erkranken.
Das alte Konzept einer Autoimmunerkrankung (überschießende Immunreaktion gegen körpereigenes Gewebe) ist inzwischen für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen verworfen worden. Nach neueren Erkenntnissen besteht ein primärer Defekt der Schleimhautbarriere gegenüber normalen Darmbakterien, so dass diese in die Darmwand eindringen und dort eine Entzündung auslösen können.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind nicht „nur“ ein Problem im Darm. Die erhöhte Entzündungsaktivität bei CED betrifft auch Organe und Gewebe außerhalb vom Darm. So kommt es oftmals zu Gelenk- und Rückenschmerzen, Augenentzündungen und Hautveränderungen wie zum Beispiel Aphten. CED können auch ans Herz gehen: Herzmuskelentzündungen, Herzrhythmusstörungen und eine erhöhte Thrombosegefahr sind die häufigsten Risiken für die Herzgesundheit.
Die Psyche leidet ebenfalls, denn neben körperlichen verursachen die chronischen Darmentzündungen auch seelische Beschwerden – je schwerer die CED verläuft, desto schwerer wiegen die Lasten auf der Psyche. So leiden die Betroffenen häufiger als der Bevölkerungsdurchschnitt unter Angststörungen und Depressionen. Denn die Beschwerden, vor allem die häufigen Durchfälle, erschweren den Patient:innen die Teilhabe am Privat- und Berufsleben zum Teil massiv: Ihr Alltag ist auf allen Ebenen eingeschränkt.
Damit handelt es sich um eine sogenannte Systemerkrankung, die das Zusammenwirken vieler Spezialisten erfordert – so wie im interdisziplinären Zentrum für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen am Robert Bosch Krankenhaus.
Weitere Informationen
zu den Krankheitsbildern Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Morbus Crohn
- Colitis ulcerosa
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Beratung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
Behandlung und Betreuung
von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen am Robert Bosch Krankenhaus
Ambulant wie stationär gut betreut
Zur Vorbereitung, aber auch zur Vermeidung eines stationären Klinikaufenthalts werden die meisten Patientinnen und Patienten zunächst von ihrer hausärztlichen oder internistischen Praxis in die internistische oder chirurgische Ambulanz des Robert Bosch Krankenhauses überwiesen. Hier prüfen wir die Vollständigkeit der bisherigen Diagnostik und führen gegebenenfalls weitere Untersuchungen durch. Oft geht es auch um eine „Zweitmeinung“, nachdem die Patientin:der Patient bereits eine Diagnose von anderer Stelle erhalten hat.
Die Sprechstunde für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen der Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie steht Betroffenen mit entsprechender Überweisung offen. Notfälle können jederzeit über das Notaufnahmezentrum des Robert Bosch Krankenhauses betreut und aufgenommen werden.
Die Proktologische Sprechstunde der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie bietet die Möglichkeit, Untersuchungen für Patient:innen mit perianalem Fistelleiden und/oder Abszessen meist ambulant sowie zur Nachsorge nach Enddarmeingriffen durchzuführen. Es wird das gesamte diagnostische und therapeutische Spektrum zur Versorgung von Fisteln angeboten.
Eine Besonderheit am Robert Bosch Krankenhaus ist die gemeinsame internistisch-chirurgische Station, auf der alle Patient:innen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen von den Abteilungen für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie und Allgemein- und Viszeralchirurgie gemeinsam versorgt werden. Diese interdisziplinäre Struktur erlaubt eine optimale Abstimmung der Therapie durch verbesserte Kommunikation des behandelnden Ärzteteams.
In der Abteilung für Radiologie und Nuklearmedizin werden die Patient:innen zur Diagnostik vorgestellt. Hier werden auch die Befunde besprochen, die von extern mitgebracht werden.
CED und psychosomatische Betreuung
Psychische Belastungen können sowohl die Krankheitsbewältigung wie auch den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen. Die Abteilung für Psychosomatische Medizin bietet eine begleitende Behandlung bei den sehr häufigen psychischen Problemen in Beruf und Familie.
Richtige Ernährung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
Eine ausgewogene Ernährung wirkt sich positiv auf den Krankheitsverlauf von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa aus: Die beschwerdefreie Zeit kann verlängert und ein akuter Schub hinausgezögert werden. Das Team der Ernährungsmedizin am Robert Bosch Krankenhaus steht Ihnen beratend zur Seite, wie Sie Ihren benötigten Energie- und Nährstoffbedarf über das normale Essen aufnehmen können.