Chronische Durchblutungsstörungen
der Darm- und Nierenarterien
Die unterschiedlichen Abschnitte des Darms werden von drei Hauptgefäßen versorgt, welche aus der großen Bauchschlagader (Aorta) abgehen. Die Blutversorgung der beiden Nieren erfolgt jeweils über mindestens eine Nierenarterie, die ihren Ursprung ebenfalls in der Aorta hat.
Die weitaus häufigste Ursache chronischer Durchblutungsstörungen des Darms und der Nieren sind Ablagerungen in den Gefäßen, die sogenannte Arteriosklerose.
Verengte Darmarterien
(Mesenterialarterienstenose)
Verengungen der darmversorgenden Arterien sind häufig. Bis zu 20 Prozent aller Menschen über 65 Jahre sind von Stenosen dieser Blutgefäße betroffen. Allerdings kommt es nur bei wenigen Betroffenen tatsächlich zu Beschwerden. Dies liegt daran, dass die drei Arterien des Darms untereinander ein Netzwerk bilden und hierüber miteinander in Verbindung stehen, so dass bei Verengungen eines Gefäßes die Blutversorgung meist durch ein anderes Blutgefäß mit übernommen werden kann.
Zu Beschwerden kommt es vor allem dann, wenn sich an mehreren Gefäßen hochgradige Verengungen oder gar Verschlüsse durch Ablagerungen gebildet haben. Typischerweise treten durch die daraus resultierende Unterversorgung des Darmes mit Blut innerhalb der ersten Stunde nach dem Essen Bauchschmerzen auf. Denn für den Verdauungsvorgang benötigt der Darm mehr Blut, welches er aber aufgrund der verengten Blutgefäße nicht mehr erhält. Man bezeichnet dies als „belastungsabhängige“ Beschwerden des Darmes.
Analog zur Durchblutungsstörung des Herzens, bei der unter körperlicher Belastung Schmerzen und ein Engegefühl auf der Brust auftreten (Angina pectoris), spricht man beim Darm von einer Angina abdominalis, einem Engegefühl im Bauch.
Der Schmerz bessert sich in der Regel in den ersten beiden Stunden nach dem Essen. Dieses Beschwerdebild kann über Wochen und Monate bestehen, was dazu führt, dass Betroffene eine Abneigung gegen Essen entwickeln und Körpergewicht verlieren. Nicht selten kommt es auch zu Übelkeit und Erbrechen nach dem Essen. Durch die chronische Minderversorgung des Darms kann es überdies zu Schleimhautwunden im Magen-Darm-Trakt kommen. Diese Wunden können zu Blutbeimengungen im Stuhlgang führen.
Treten diese typischen Symptome auf, müssen die Verengungen der betroffenen Gefäße behandelt werden.
Verengte Nierenarterien
(Nierenarterienstenose)
Die Nierenarterienstenose, also wenn eine Niere infolge verengter Gefäße nicht mehr richtig durchblutet wird, ist ebenfalls ein häufiges Krankheitsbild. Allerdings ist die Blutversorgung der betroffenen Niere erst dann stark beeinträchtigt, wenn mindestens 70 Prozent der Gefäße verengt sind.
Ist die zweite Niere nicht betroffen und gesund, übernimmt diese die Funktion der erkrankten Niere, so dass es in der Summe zu keiner Verschlechterung der Gesamtnierenleistung kommt. Wenn die andere Niere aber bereits eine reduzierte Leistung aufweist, kann die Gesamtnierenleistung verringert sein.
Ein lang bestehender Bluthochdruck oder Diabetes mellitus stellen wichtige Risikofaktoren für die Entstehung von Ablagerungen in den Nierenarterien dar. Sie können aber auch direkt die Niere schädigen, auch ohne Vorliegen einer Nierenarterienverengung. Oft lässt sich bei vorhandener Nierenschwäche nicht feststellen, was genau für die Nierenschädigung ursächlich ist. Meist ist es die Summe verschiedener Faktoren.
Die Entscheidung zu einer Therapie der Nierenarterienverengung muss aus den genannten Gründen sorgfältig und individuell für jede Patientin und jeden Patienten erfolgen.
Um die eigene Blutversorgung, trotz eingeengtem Nierengefäß, aufrecht zu erhalten, sind die Nieren in der Lage, über Signalwege den Blutdruck im Körper zu steigern. Dies kann zu einem deutlichen Bluthochdruck führen.
Untersuchungen
von Durchblutungsstörungen der Darm- und Nierenarterien
Bei Verdacht auf krankhafte Veränderungen der Eingeweide- und Nierenarterien führen wir Untersuchungen der entsprechenden Blutgefäße zum Nachweis von Verengungen oder Verschlüssen durch. Zum Einsatz kommen unter anderem bildgebende Verfahren wie farbkodierte Duplex-Sonografie (spezielle Ultraschalluntersuchung), Computer- und/oder Magnetresonanztomografie (CT, MRT) und selektive Angiografie.
Behandlung
von chronischen Durchblutungsstörungen der Darm- und Nierenarterien
Zur Behandlung von verengten Darmgefäßen und Nierenarterien stehen uns am Robert Bosch Krankenhaus verschiedene Therapieverfahren zur Verfügung. Die Therapie richtet sich danach, wie viele und wie stark die Arterien verengt sind, sowie nach dem Schweregrad der Symptome und dem Allgemeinzustand der Patientin:des Patienten.
Dabei müssen chronische Verengungen und Verschlüsse der Nierenarterien nicht zwangsläufig behandelt werden. Im Robert Bosch Krankenhaus prüfen wir die Notwendigkeit solcher Verfahren sehr streng, da nicht jede Patientin:jeder Patient hiervon profitiert.
In einfachen Fällen kann das verengte Gefäße mit einem kleinen Ballon wieder geweitet werden. Die Verengung wird fest in die Gefäßwand gedrückt. Der Blutfluss lässt sich so verbessern.
Die katheterbasierte Ballondilatation ist ein Routine-Eingriff im Herzkatheterlabor und wird durch erfahrene Angiolog:innen der Abteilung für Kardiologie und Angiologie durchgeführt.
Häufig setzen wir in der Abteilung Kardiologie und Angiologie nach erfolgter Ballondilatation ein Stent mittels Kathetertechnik in das betroffene Gefäß ein. Dieses rohrförmige Drahtgeflecht dient als Stütze und hält das Gefäß offen. Ein erneuter Verschluss der Arterie kann dadurch verhindert werden.
Bei der Thrombektomie wird das Blutgerinnsel (Thrombus) aus dem Blutgefäß mithilfe eines Katheters abgesaugt und damit entfernt.
Sind die Darm- und Nierenarterien (nahezu) vollständig verschlossen, werden diese Gefäße trotzdem von uns "rekanalisiert", also wiedereröffnet. Dies istim Rahmen eines katheteter gestützten Eingriffs möglich, wenn auch schwieriger. Unsere Angiolog:innen verfügen über die entsprechende Erfahrung. Bei extrem harten Verschlüssen ist selten ein Bypass notwendig.
Bypass-Operation
Hierbei werden die vorhandenen Engstellen durch Einsetzen eines Bypasses überbrückt. Mit dem Bypass legen wir eine Art „Umgehungsleitung“ um die Engstelle herum. Für den Bypass kann körpereigenes Venenmaterial oder einer Gefäßprothese aus Kunststoff verwendet werden. Ein Bypass wird auch dann gelegt, wenn sich Gefäße wiederholt verschlossen haben und bereits verschiedene Interventionen mit dem Katheter stattgefunden haben.
Thrombendarteriektomie
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit der gefäßchirurgischen Rekonstruktion stellt die „Ausschälung“ der verkalkten Gefäße dar.
Nachsorge
Bei der arteriellen Verschlusskrankheit in der Bauchregion ist eine regelmäßige Nachsorge wichtig. Denn ein einmal aufgedehntes Gefäß kann erneut von Engstellen betroffen sein oder sich verschließen. Im Rahmen von Kontrolluntersuchungen mittels Ultraschall können gegebenenfalls erneute Verengungen in der Arterie frühzeitig erkannt werden und diese mit weiteren, meist kathetergestützten Verfahren, behandelt werden.