Katheter-Reparatur der Trikuspidalklappe (TriClipTM)
Schließt die Trikuspidalklappe nicht mehr vollständig, liegt eine Trikuspidalklappeninsuffizienz, die schwere Folgen nach sich ziehen kann. Die Therapiemöglichkeiten dieser Herzklappenerkrankung waren bisher allerdings sehr begrenzt und schwierig.
Dank verschiedener neuer Verfahren gehört dies jetzt der Vergangenheit an. Ziel ist es, die undichte Klappe über einen Leistenzugang zu reparieren oder zu ersetzen: die willkommene Alternative zum riskanten Eingriff am offenen Herzen.
Das Robert Bosch Krankenhaus mit der Abteilung für Kardiologie und Angiologie ist eine der führenden Kliniken Europas, die neue, schonende Verfahren zur Behandlung der Trikuspidalklappeninsuffizienz ohne Eröffnung des Brustkorbs anbieten – unter anderem die innovative Katheter-Reparatur der Trikuspidalklappe mittels TriClipTM. Mit mehr als 100 katheterbasierten Eingriffen jährlich an der Trikuspidalklappe besteht eine weit über die Grenzen Baden-Württembergs bekannte Expertise in der kardiologischen Abteilung.
Trikuspidalklappeninsuffizienz
Die Trikuspidalklappeninsuffizienz ist in den meisten Fällen durch eine bereits bestehende Funktionsstörung der linksseitigen Mitral- oder Aortenklappe bedingt. Auch Defekte der linken Herzhauptkammer sowie ein Abriss von Sehnenfäden der Trikuspidalklappe oder des Papillarmuskels können zu einer Trikuspidalklappeninsuffizienz führen.
Indem das Blut durch die Undichte in die falsche Richtung gepumpt wird – während der Füllungs- und Auswurfphase der Herzkammer zurück in den rechten Vorhof und in den Körperkreislauf – steigt der Druck im venösen System. Die Leistungskraft des Herzens nimmt in Folge ganz erheblich ab.
Die Betroffenen leiden entsprechend unter oft ausgeprägter Atemnot bei körperlicher Belastung und haben eine insgesamt deutlich eingeschränkte Leistungsfähigkeit. Bei vielen der Betroffenen kommt es zudem zu Wassereinlagerungen in Bauch, Brustkorb oder Beinen. Unbehandelt kann eine schwere Trikuspidalklappeninsuffizienz zu Vorhofflimmern und Rechtsherzinsuffizienz bis hin zum Tod führen.
Trikuspidalklappe: die „vergessene“ Herzklappe
Die Trikuspidalklappe ist eine der vier Herzklappen und liegt zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Kammer des Herzens. Ihre Aufgabe ist es, den Rückfluss von Blut aus der rechten Herzkammer in den rechten Vorhof zu verhindern. Solange das der Trikuspidalklappe problemlos gelingt, weil ihre drei Segel dicht abschließen, wird ihr meist weniger Aufmerksamkeit als den anderen drei Herzklappen zuteil. Zudem waren bisher keine oder nur sehr risikoreiche Eingriffe an dieser Klappe möglich und wurden deshalb auch sehr selten durchgeführt. Aus diesem Grund die Bezeichnung „vergessene Herzklappe“.
Wenn die Segel jedoch nicht mehr richtig schließen, wird die Klappe undicht. Dann kann das Blut in die umgekehrte Richtung zurückfließen mit der Folge einer Stauung – Wasseransammlungen im Körper sind die Folge.
Behandlung der Trikuspidalklappeninsuffizienz
Im Herzzentrum des Robert Bosch Krankenhauses besteht ein Team aus hochspezialisierten Kardiolog:innen und Herzchirurg:innen, die sich ausschließlich um die Erkrankungen der Atrioventrikularklappen (Mitral- und Trikuspidalklappe) kümmern und zusammen im Team patientenindividuell des beste Verfahren mit dem niedrigsten Risiko bestimmen und durchführen.
OP bislang einzige Option
Eine leichte Undichtigkeit der Trikuspidalklappe erfordert normalerwiese keine weiterführende Behandlung und kann regelmäßig kontrolliert werden. Ganz anders sieht es bei den leider häufigeren mittelschweren bis schweren Undichtigkeiten aus. Hier ist eine Therapie in der Regel indiziert. Die einzige Möglichkeit, die Trikuspidalklappeninsuffizienz erfolgreich zu behandeln, bestand bislang in einer Operation am offenen Herzen. Bei den in der Regel bereits älteren Menschen, die unter einer zusätzlichen Herzpumpschwäche leiden, ist ein solcher Eingriff allerdings oft äußerst riskant. Was das Komplikationsrisiko noch erhöht und diese Operation oftmals auch unmöglich macht, sind mehrere Begleiterkrankungen und Organschäden, unter denen die Betroffenen in der Regel zusätzlich leiden.
Die Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie des Robert Bosch Krankenhauses ist spezialisiert auf Operationen an den Herzklappen, auch an der Trikuspidalklappe. Die Trikuspidalklappeninsuffizienz wird häufig bei einer offenen Herzoperation wie zum Beispiel einer Reparatur der Mitralklappe mitversorgt. Meist kann die Trikuspidalklappe ebenfalls repariert (rekonstruiert) und die Dichtigkeit der Klappe wieder hergestellt werden. Nur selten ist ein Klappenersatz durch eine biologische oder mechanische Herzklappenprothese erforderlich.
TriClipTM: Behandlung mit risikoarmer minimalinvasiver Methode
Das Robert Bosch Krankenhaus ist eine der führenden Kliniken Europas, die neue, schonende katheterbasierte Verfahren zur Behandlung der Trikuspidalklappeninsuffizienz ohne Eröffnung des Brustkorbs anbieten.
Das hauptsächlich durchgeführte Reparaturverfahren ist die sogenannte „edge-to-edge-repair“ der Trikuspidalklappe. Hier wird ein speziell dafür ausgelegter Clip über die Leistenvene zum rechten Herzen geführt und an die Segel der Klappe entsprechend verankert, so dass die auseinandergewichenen Kanten der Segel wieder zusammengeführt werden und die Klappe wieder abgedichtet wird. Die Folge: der schädliche Blutrückfluss ist nun gestoppt. Damit kann das Herz das Blut wieder effizienter pumpen. Die funktionelle Kapazität des Herzens steigt wieder und damit verbunden verbessert sich die Lebensqualität der Betroffenen, wie bereits einige internationale Studien zeigen. Der Eingriff wird ohne Einsatz von Kontrastmittel oder Eröffnung des Brustkorbes am schlagenden Herzen durchgeführt, dauert in der Regel nur etwa eine Stunde und ist insgesamt sehr risikoarm.
Das Verfahren ist vergleichbar mit dem Clipeingriff an der linksseitig gelegenen Mitralklappe.
Falls aus anatomischen Gründen die oben erwähnte „edge-to-edge-repair“ nicht möglich ist, gibt es weitere neue Verfahren am Robert Bosch Krankenhaus, in denen die undichte Klappe mittels Klappenprothesen, die ebenfalls über die Leiste eingebracht werden, abgedichtet wird. Auch hier ist keine Eröffnung des Brustkorbs erforderlich.
Weitere schonende Therapieverfahren in der Entwicklung
Insgesamt sind hier in den nächsten Jahren noch weitere, schonende Technologien zu erwarten, mit denen individuell jede Patientin:jeder Patient entsprechend der individuell anatomischen Gegebenheiten und dem Krankheitsfortschritt behandelt werden kann.