Elektrophysiologische Untersuchung (EPU)
Die elektrophysiologische Untersuchung, kurz und einfacher EPU genannt, ist eine spezielle Katheteruntersuchung mit Elektrodenkathetern. Damit lassen sich Herzrhythmusstörungen genau analysieren und auch direkt behandeln.
Störungen des Herzrhythmus treten in vielen unterschiedlichen Formen auf. Während einige keiner ärztlichen Behandlung bedürfen, können andere hingegen lebensbedrohlich sein. Deshalb ist es sehr wichtig, Herzrhythmusstörungen genau auf den Grund zu gehen. Dann kann die Therapie, falls erforderlich, exakt auf die bestehende Rhythmusstörung abgestimmt werden.
Die Rhythmologie ist ein großer Schwerpunkt der Abteilung für Kardiologie und Angiologie am Stuttgarter Robert Bosch Krankenhaus. Hohe Fachexpertise und weitreichende Erfahrung bestehen daher auch in der elektrophysiologischen Untersuchung. An unserem hochmodernen Herzkathetermessplatz, der ausschließlich für die EPU zur Verfügung steht, können wir komplexe Rhythmusstörungen präzise beurteilen und gegebenenfalls in derselben Sitzung auch gleich behandeln.
Große Bandbreite erfordert gezielte Spurensuche
Von wo geht die Störung aus – von den Vorkammern des Herzens oder von einer der Herzkammern? Die Antworten auf solche und andere Fragen müssen dringend und oftmals auch sehr rasch gefunden werden, um den Betroffenen erfolgreich zu helfen.
Haben vorangehende Diagnosemethoden wie unter anderem ein EKG (Elektrokardiogramm) keine Klarheit gebracht, kann eine EPU angezeigt sein. Denn sie erlaubt es, eine Herzrhythmusstörung sehr genau zu beurteilen. Dazu misst man während der EPU die elektrische Erregung des Herzens mittels mehrerer spezieller Elektrodenkatheter, die in das Herz eingebracht werden.
Wann eine EPU zum Einsatz kommt
Wie eben erwähnt, kommt die EPU dann ins Spiel, wenn andere Verfahren nicht aussagekräftig genug waren. Aber auch bei einigen bestimmten Formen von Herzrhythmusstörungen wird sie durchgeführt. Dazu gehören:
- tachykarde Rhythmusstörungen, bei denen das Herz zu schnell schlägt
- wiederholtes anfallartiges Herzrasen
So läuft die EPU ab
Zu Beginn der EPU wird ein Schlafmittel verabreicht, wodurch ein Tiefschlaf ausgelöst wird. Er hält so lange an wie die Untersuchung dauert. Danach werden die beiden Leistenvenen punktiert. Die Einstichstellen wurden zuvor örtlich betäubt. In den punktierten Venen wird dann eine Art Schleuse angelegt: ein kleiner Kunststoffschlauch mit Ventil. Dies verhindert, dass Blut aus der Vene austritt und dient darüber hinaus als Eingangspforte für die Untersuchungskatheter. Zwei bis drei dieser speziellen Elektrodenkatheter werden nun durch das Blutgefäß bis zur rechten Herzhälfte vorgeschoben.
Im Herzen angekommen, können die Katheter an verschiedenen Stellen platziert werden; üblicherweise werden der rechte Vorhof, der Übergang vom Vorhof zur Kammer und die Spitze der rechten Herzkammer ausgewählt. Darüber, dass alles seine Ordnung hat und die richtigen Plätze gefunden werden, vergewissern wir uns mit Hilfe von Röntgenaufnahmen.
Ist alles an Ort und Stelle, kann es losgehen: Die EKG-Ableitungen, also die elektrischen Signale, die das Herz aussendet, werden jetzt über die Sonden der Katheter registriert. Dabei wird ein sogenanntes intrakardiales EKG aufgezeichnet. Es heißt so, weil es direkt aus dem Herzen abgeleitet wird. Sollten die Herzrhythmusstörungen, nach denen gesucht wird, nicht von alleine auftreten, lösen wir sie durch elektrische Impulse aus den Kathetern aus.
Ist die EPU abgeschlossen, werden die Elektrodenkatheter aus dem Herzen wieder zurück zur Leiste geschoben und mitsamt der Schleuse aus der Leistenvene entfernt. Um Blutungen zu verhindern, bekommt die Patientin:der Patient für mehrere Stunden einen Druckverband an der Einstichstelle angelegt.
Behandlung während der EPU
Im Zuge der Untersuchung kann auch die Behandlung der aufgespürten Rhythmusstörung stattfinden. Ein enormer Vorteil – für die Patient:innen wie auch für die Prognose. Denn je eher therapiert werden kann, desto besser sind die Erfolgsaussichten.
In der kardiologischen Abteilung des Robert Bosch Krankenhauses werden alle Formen von Herzrhythmusstörungen im Rahmen einer EPU behandelt. Ist das ursächliche Herzmuskelgewebe identifiziert, wird es durch Hitzeimpulse verödet oder im Rahmen der sogenannten Kryotherapie vereist.
Die Untersuchung erfolgt in der Regel unter einer Sedierung, so dass die Patientin:der Patient von der Untersuchung nichts mitbekommt. Eine Vollnarkose ist nicht notwendig.
Je nach Art und Ursprung der Herzrhythmusstörung dauert die EPU zwischen einer halben bis zwei Stunden.
Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass diese Untersuchung sicher ist und Komplikationen sehr selten auftreten. Wenn, dann handelt es sich überwiegend um einen lokalen Bluterguss an der Einstichstelle oder um Nachblutungen. Wie bei allen Eingriffen mit einem Katheter kann es zudem zu Blutungen, Thrombosen und auch Embolien kommen. Das ist jedoch glücklicherweise nur äußerst selten der Fall.