Pleuramesotheliom
Das maligne Plauramesotheliom (MPM) ist ein bösartiger Tumor im Brustfell (Pleura) – einer dünnen Haut, welche die Lungen überzieht und das Innere der Brusthöhle auskleidet.
Das Mesotheliom, eine seltene Tumorerkrankung, ist in Diagnostik und Behandlung komplex und stellt für die behandelnden Ärzt:innen eine Herausforderung dar. Betroffene werden daher im RBK Lungenzentrum Stuttgart am Robert Bosch Krankenhaus fachübergreifend in einer Mesotheliomeinheit, zertifiziert durch die Deutsche Krebsgesellschaft, nach festgelegten Standards und neuesten Studienergebnissen behandelt. Eine Spezialsprechstunde ist etabliert.
Was ist ein Mesotheliom?
Beim Pleuramesotheliom handelt es sich um eine Tumorerkrankung des Rippenfells. Priv.-Doz. Dr. Gerhard Preissler, Chefarzt der Abteilung für Thoraxchirurgie am Robert Bosch Krankenhaus, schildert wie es dazu kommen kann und welche Beschwerden auftreten können.
Bei bis zu 90 Prozent aller Patient:innen ist das Pleuramesotheliom auf Kontakt mit Asbest zurückzuführen (Einatmen oder Schlucken von mikroskopisch kleinen Asbestfasern). In erster Linie sind von dieser seltenen Krebserkrankung Männer betroffen, die während ihrer beruflichen Tätigkeit mit Asbest in Kontakt gekommen sind. Mit der Änderung der Berufskrankheitsverordnung wurden Krebserkrankungen der Lunge, des Lungenfells oder des Rippenfells als Berufskrankheit anerkannt. Asbest ist zwar seit 1993 in Deutschland verboten, aber mit einem Rückgang der Erkrankungszahlen können wir leider erst nach 2030 rechnen. Grund ist die lange Latenzzeit: Bis zu 50 Jahre nach dem Asbestkontakt kann noch ein Tumor auftreten.
Neben Asbestkontakt können für die Entstehung der Krankheit auch genetische Mutationen (Veränderungen) eine Rolle spielen.
Die ersten Symptome sind fast immer unklar: Für Kurzatmigkeit, Reizhusten, Schmerzen im Brustkorb und Erschöpfung sind auch viele andere Ursachen als ein Mesotheliom denkbar. Auch ein Zwerchfellhochstand und Pleuraergüsse können auf Brustfellkrebs hinweisen. Manchmal wird die Diagnose als Zufallsbefund bei beschwerdefreien Patient:innen gestellt.
Untersuchungen bei einem Pleuramesotheliom
Bei Verdacht auf ein Pleuramesotheliom erheben wir gemeinsam mit unserer Patientin:unserem Patienten eine ausführliche Anamnese. Besonders im Fokus steht dabei natürlich ein möglicher Kontakt mit Asbest. Mit bildgebenden Verfahren – Ultraschall, Röntgen, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) – lässt sich die Verdachtsdiagnose gegebenenfalls erhärten und die Ausdehnung des Tumors beurteilen. Eine abschließende Sicherung der Diagnose kann nur durch eine Biopsie (Entnahme von Tumorgewebe) und eine histologisch-pathologische Untersuchung des Gewebes erfolgen. Häufig wird dafür eine Lungenspiegelung durchgeführt. Bei dieser Operation wird in minimalinvasiver Technik die Brusthöhle von innen mit dem Videothorakoskop untersucht. Dabei kann man die Ausdehnung des Tumors beurteilen und Proben vom Rippenfell gewinnen. Besteht ein Pleuraerguss, kann auch gleichzeitig eine Pleurodese – eine Verklebung des Pleuraraums – durchgeführt werden, um ein Nachlaufen der Flüssigkeit zu verhindern und die damit verbundene Atemnot zu lindern.
Behandlung des Pleuramesotheliom
Patientinnen und Patienten mit einem Pleuramesotheliom werden im RBK Lungenzentrum Stuttgart interdisziplinär behandelt. Neben allen onkologischen Therapiemöglichkeiten (Chemotherapie, lokale Bestrahlung, genetische Untersuchung, Immuntherapie etc.) bieten wir auch alle gängigen operativen Pleuramesotheliom-Therapien an.
Ist das Tumorwachstum noch auf eine Pleurahöhle beschränkt, kann eine radikale Entfernung des gesamten Rippenfells vorgenommen werden. Nach der sogenannten Pleurektomie und Dekortikation kann zusätzlich eine intraoperative hypertherme Chemoperfusion erfolgen. Bei diesem Verfahren wird der Brustkorb am Ende der Operation mit einer cisplantinhaltigen, erhitzten Lösung über eine Stunde kontrolliert gespült, um verbliebene Tumorreste abzutöten. Geht der Tumor bereits auf Zwerchfell und Herzbeutel über, werden bei der sogenannten erweiterten Pleurektomie auch diese befallenen Strukturen entfernt. An deren Stelle setzt man dann künstliche Netze oder Biomembranen. In bestimmten Fällen muss auch der Lungenflügel entfernt werden (Pleuro-Pneumo-Perikardio-Diaphragmektomie).
Geht es bei einem weit fortgeschrittenen MPM vor allem um die Behandlung des Pleuraergusses, kann eine Pleurodese erfolgen. Dehnt sich die Lunge nicht mehr vollständig aus, ist auch die Einlage eines kleinen Katheters möglich, der es der Patientin:dem Patienten ermöglicht, dauerhaft die Flüssigkeit selbst abzulassen. Auch hier steht die individuelle Therapieplanung ganz im Vordergrund; immer mit dem Ziel, das Wohlbefinden und die Lebensqualität unserer Patient:innen nachhaltig zu verbessern.
Forschung und klinische Studien zum Pleuramesotheliom
Das Pleuramesotheliom gilt nach wie vor als schwierig zu behandeln und ist häufig nicht gut kontrollierbar. Unsere Herangehensweise an die Erkrankung weicht schon früh von der Standardmethode ab, indem wir versuchen, anhand molekularer Diagnostik den genetischen Charakter des Mesothelioms zu ergründen. In manchen Fällen von Brustfellkrebs liegt beispielsweise eine erbliche Veranlagung für ein Mesotheliom vor. Diese bedingt gleichzeitig eine besonders hohe Ansprechwahrscheinlichkeit auf eine Immuntherapie, auch im metastasierten Stadium.
Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Heidelberg prüfen wir aktuell die Hinzunahme einer Immuntherapie zu Operation und anschließender Chemotherapie (NICITA-Studie).
Sollten Sie allgemeine Fragen haben oder Interesse an der Teilnahme an einer klinischen Studie haben, wenden Sie sich gerne an uns.
RBK Lungenzentrum Stuttgart
am Robert Bosch Krankenhaus
Abteilung für Thoraxchirurgie
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