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Lungenfibrose

Der Begriff Lungenfibrose („Narbenlunge”, interstitielle Lungenerkrankung, engl. ILD) bezeichnet eine übermäßige Zunahme des Bindegewebes zwischen den Lungenbläschen in der Lunge: Für den Gasaustausch steht eine verringerte Fläche zur Verfügung, die Dehnbarkeit der Lunge nimmt ab, das Einatmen wird schwerer und die Möglichkeit zur Sauerstoffaufnahme verringert sich.

Patientinnen und Patienten werden bei uns im RBK Lungenzentrum Stuttgart des Robert Bosch Krankenhauses von den Spezialist:innen der Abteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin behandelt.

Was ist Lungenfibrose? Wie wird sie erkannt?

Lungenfibrose kann verschiedene Ursachen haben. Eine exakte Diagnose ist für die Behandlung entscheidend. Professor Dr. Claus Neurohr, Chefarzt der Abteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin, erläutert die speziellen diagnostischen Verfahren.

Lungenfibrosen entwickeln sich aufgrund von chronischen Entzündungen und Umbauvorgängen des Lungengewebes. Die möglichen Ursachen reichen von eingeatmeten Schadstoffen und organischen Partikeln über chronische Infektionen der Atemwege, die Einnahme bestimmter Medikamente und Bestrahlungstherapien bis zu vorbestehenden Lungenerkrankungen (z. B. Sarkoidose). Bei etwa der Hälfte der Patient:innen ist jedoch keine konkrete Ursache zu finden. Man spricht dann von einer idiopathischen pulmonalen Fibrose (IPF).

Symptome einer Lungenfibrose sind Atemnot (zuerst bei Bewegung, später auch bei Ruhe) und trockener Husten. Häufig klagen Betroffene auch über eine Abnahme der Leistungsfähigkeit, Gewichtsabnahme und über Muskel- und Gelenkschmerzen.

Untersuchungen bei Lungenfibrose

Eine Lungenfibrose entwickelt sich oft „stumm“ über viele Jahre, doch je früher sie erkannt und behandelt wird, desto besser können wir den Patient:innen helfen. Bereits eingetretene Vernarbungen der Lunge lassen sich zwar nicht rückgängig machen, aber das Fortschreiten der Erkrankung kann verzögert, manchmal sogar ganz aufgehalten werden.

Da hinter der Lungenfibrose eine Vielzahl von Ursachen stecken kann, erfordert die Diagnose häufig die Zusammenarbeit von Expert:innen verschiedener medizinischer Fachabteilungen. Wichtig ist dabei, eine mögliche interstitielle Lungenerkrankung von anderen Atemwegserkrankungen mit ähnlicher Symptomatik zu unterscheiden. Die Diagnose der Lungenfibrose beginnt mit einer sehr ausführlichen Anamnese, um möglichst alle Risikofaktoren für eine Lungenfibrose zu erfassen.

Zu den Untersuchungen gehören:

  • genaues Abhören auf mögliche Rasselgeräusche beim Atmen,
  • eine Röntgen- oder computertomografische Untersuchung (CT) des Brustkorbs, um das Ausmaß möglicher Schäden an der Lunge zu erkennen,
  • Lungenfunktionsprüfung (z. B. Spirometrie, Blutgasanalyse),
  • Untersuchung des Blutes und des Bronchialsekrets sowie
  • ggf. eine Bronchoskopie (Lungenspiegelung), bei der durch das Endoskop nicht nur die Lunge betrachtet wird, sondern auch kleinere therapeutische Eingriffe oder die Entnahme einer Gewebeprobe vorgenommen werden können.

Behandlung einer Lungenfibrose

Sind die Ursachen der interstitiellen Lungenerkrankung bekannt, werden diese behandelt bzw. abgestellt oder reduziert. Bei einer zugrundeliegenden bakteriellen Infektion empfehlen wir unseren Patient:innen eine Therapie mit Antibiotika. Geht die Fibrose auf Schadstoffbelastungen zurück, werden hier entsprechende Schritte (bis hin zu einem Berufswechsel) eingeleitet.

Gleichzeitig muss der Vernarbungsprozess der Lunge medikamentös verlangsamt werden. Für die antifibrotische Therapie stehen uns heute verschiedene wirksame Arzneimittel – zur Inhalation und/oder in Form von Tabletten – zur Verfügung. Neue vielversprechende Therapieansätze können wir unseren Patient:innen auch im Rahmen von klinischen Studien anbieten.

Bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung ist eine Lungentransplantation für ausgewählte Patient:innen die letzte mögliche Therapieoption. Hierzu bieten wir eine engmaschige Anbindung an ein Transplantationszentrum sowie die notwendige intensive Vorbereitung und Nachsorge an.

Darüber hinaus empfehlen wir Patient:innen, bei denen die Sauerstoffaufnahme schon stark beeinträchtigt ist, eine Sauerstofflangzeittherapie. Diese wird individuell angepasst, die Sauerstoffgabe erfolgt in den meisten Fällen über eine Nasensonde. Tritt der Mangel nur bei körperlicher Belastung auf, sind tragbare Geräte mit flüssigem Sauerstoff besonders geeignet.

  • die aktive Teilnahme an einer Lungensportgruppe mit professioneller Anleitung,
  • Atemphysiotherapie und
  • eine pneumologische Rehabilitation in einer entsprechenden Lungen-Reha-Klinik.

Interdisziplinäres Board für interstitielle Lungenerkrankungen (ILD-Board)

Die Krankheitsbilder der interstitiellen Lungenerkrankungen sind vielfältig und komplex. Um für jede Patientin und jeden Patienten das beste diagnostische und therapeutische Vorgehen abstimmen zu können, ist am RBK Lungenzentrum Stuttgart ein ILD-Board etabliert. An dieser Konferenz nehmen Expert:innen der Pneumologie, der Thoraxchirurgie, der Radiologie und der Pathologie sowie behandelnde niedergelassene Ärzt:innen teil.

Spezialambulanz Interstitielle Lungen-erkrankungen

Montag – Freitag, jeweils vormittags
nach Vereinbarung

Telefon 0711 8101-7439

ambulanz-lunge@rbk.de