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Diabetische Nierenkrankheit

(Diabetische Nephropathie)

Diabetes mellitus gehört weltweit zu den Volkskrankheiten. Bleibt die Blutzuckererhöhung über längere Zeit bestehen, kann Diabetes als Folgeerkrankung auch Schäden an den Nieren verursachen, auch diabetische Nierenkrankheit oder diabetische Nephropathie genannt.

Unbehandelt kann eine diabetische Nephropathie zu einer chronischen Nierenerkrankung oder einer Nierenschädigung führen. Die Folgen sind nicht zu unterschätzen: Fast jede:r zweite Dialysepatient:in ist Diabetiker:in. Entscheidend für einen positiven Krankheitsverlauf ist, dass der Blutzuckerwert möglichst frühzeitig optimal eingestellt wird. Für eine erfolgreiche Therapie arbeitet im Robert Bosch Krankenhaus die Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie eng zusammen mit den Endokrinolog:innen der Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie.

Diabetes in der Bevölkerung weit verbreitet

Laut Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft1 sind in Deutschland aktuell mindestens acht Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt. Darüber hinaus ist von einer Dunkelziffer von etwa zwei Millionen Menschen mit Diabetes auszugehen. In neun von zehn Fällen handelt es sich dabei um einen sogenannten Typ-2-Diabetes. Früher hat man diese Form der Krankheit auch als „Alters-Diabetes“ bezeichnet. Der Begriff ist heute aber nicht mehr haltbar, entwickeln doch auch immer mehr 30- bis 40-Jährige eine Zuckerkrankheit. Viele der Betroffenen könnten allein durch Erreichen des Normalgewichtes, also durch Abnehmen und Beibehaltung einer gesunden Lebensweise, ihren Blutzuckerspiegel bis in den Normbereich senken und damit möglichen Folgeerkrankungen wie einer diabetischen Nierenkrankheit entgegenwirken. Gelingt das nicht, ist wie beim Typ-1-Diabetes eine medikamentöse Therapie angezeigt. Denn ist der Blutzuckerspiegel auf Dauer erhöht, begünstigt das die Gefäßverkalkung (Atherosklerose) mit all ihren Folgen wie Herzerkrankungen, Schlaganfällen oder Nierenerkrankungen. Laut Deutschem Gesundheitsbericht Diabetes 20182 liegt bei 42 Prozent aller Patient:innen mit Typ-2-Diabetes eine durch die Zuckerkrankheit verursachte Nierenschädigung (diabetische Nephropathie) vor. Ohne Behandlung schreitet die Nierenkrankheit weiter voran bis die Nieren so schwer geschädigt sind, dass die Betroffenen regelmäßig zur Blutwäsche (Dialyse) müssen.

Die Häufigkeit einer Nierenschädigung hängt mit Dauer und Einstellung des Diabetes zusammen: Je länger der Diabetes besteht und je schlechter der Blutzucker eingestellt ist, umso höher wird das Risiko einer Nierenbeteiligung. Da die Nierenerkrankung anfangs keine Beschwerden verursacht, eine frühe Behandlung aber notwendig ist, um eine Verschlechterung der Nierenfunktion hinauszuzögern, sieht das „Disease Management Programm“ für Patient:innen mit Diabetes mellitus regelmäßige Nierenchecks vor.


1 http://docs.dpaq.de/17019-factsheet_ddg_2020_stand_11_2020.pdf
2 https://www.diabetesde.org/system/files/documents/gesundheitsbericht_2018.pdf

Übergewicht und Bewegungsmangel gehören zu den Hauptursachen für Diabetes. Hinzukommen Rauchen und eine falsche Ernährung. Hinzu kann eine erbliche Vorbelastung kommen. Bei Diabetes-Typ1 spricht man von einer Autoimmunerkrankung.

Menschen mit Diabetes haben vermehrten Harndrang und übermäßigen Durst. Sie sind häufig schwach, müde und können sich schlecht konzentrieren. Die Sehfähigkeit ist gestört und Betroffene erkranken leichter an Infekten.

Untersuchungen bei einer diabetischen Nephropathie

Die GFR, die sogenannte glomeruläre Filtrationsrate, zeigt die Leistungsstärke der Nieren an. Sie wird aus einem Blutwert (Kreatinin) und verschiedenen Parametern (u. a. Alter, Geschlecht) abgeschätzt und ist häufig zu Beginn einer diabetischen Nierenkrankheit noch vermindert.

Doch schon in ihrem Anfangsstadium kann man die Nephropathie im Urin feststellen. Die Gefäßschädigungen in Folge des Diabetes machen auch die Wände der Nierengefäße durchlässiger. Kleine Eiweißpartikel (Albumin) gelangen durch die Gefäßwände hindurch und werden mit dem Urin ausgeschieden. Der Nachweis bereits von kleinen Mengen Albumin im Urin (Mikroalbuminurie) ist das erste Anzeichen dafür, dass die Zuckerkrankheit die Nieren in Mitleidenschaft gezogen hat.

Behandlung einer diabetischen Nephropathie

A und O bei der Behandlung einer durch Diabetes bedingten Nierenerkrankung sind die richtige Blutzuckereinstellung und die strikte Kontrolle des Blutdrucks. Eine Mikroalbuminurie kann durch eine gute Stoffwechseleinstellung in den Griff bekommen werden, bei Ausscheidung größerer Eiweißmengen (Makroalbuminurie/Proteinurie) ist das Therapieziel, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Neben der guten Einstellung des Diabetes ist es auch wichtig, zusätzlich vorhandene Risikofaktoren, die zu einer Nierenschädigung führen können, zu behandeln. Beispielsweise weiß man, dass nur leicht erhöhte Blutdruckwerte gepaart mit einem Diabetes die Nierenschädigung rascher voranschreiten lassen. Um dies zu verhindern, werden schon bei Diabetiker:innen, die eine leichte Blutdruckerhöhung aufweisen, blutdrucksenkende Mittel verschrieben.

Darüber hinaus gibt es neue Substanzklassen, die den Prozess der diabetischen Nephropathie verlangsamen und die Nierenfunktion schützen. SGLT-2-Hemmer sind selektive Hemmer des Natrium-Glukose-Cotransporters-2 (SGLT2; auch Gliflozine), die zu einer verstärkten Ausscheidung von Glukose (Zucker) mit dem Urin führen. Sie wurden als Medikamente zur Senkung des Blutzuckers entwickelt, in der klinischen Prüfung zeigte sich aber, dass sie das kardiovaskuläre Risiko von Menschen mit Diabetes mellitus senken und das Fortschreiten der diabetischen Nierenerkrankung verlangsamen und die Dialysepflichtigkeit hinausschieben können. Ähnliches konnte auch für einen neuartigen Aldosteronantagonisten (Finerenon) gezeigt werden.

Am Robert Bosch Krankenhaus ist sichergestellt, dass Patient:innen neueste Therapien nach aktuellen wissenschaftlichen Standrads erhalten. Darüber hinaus beteiligt sich die Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie an klinischen Studien, so dass Betroffene die Möglichkeit haben, innovative, erfolgsversprechende Medikamente im Rahmen solcher kontrollierten Studie vor der Zulassung zu erhalten.

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Das Diabetesteam im RBK sorgt nicht nur für eine optimale Behandlung, sondern vermittelt das neueste Wissen zur Zuckerkrankheit, damit Sie aktiv zum Therapieerfolg beitragen können.

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