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Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) und Eileiterkrebs (Tubenkarzinom)

Eierstockkrebs ist die zweithäufigste bösartige Erkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane. In Deutschland erkranken jährlich etwa 8.000 Frauen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 70 Jahren.

Das Risiko einer Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter. Eileiterkrebs betrifft weniger Frauen; häufig kann die genaue Definition der Tumorart erst nach pathologischen Untersuchung nach dem operativen Eingriff stattfinden. Diese beiden Tumorarten werden ähnlich behandelt.

Ähnlich wie bei anderen Krebsarten spielen verschiedene Faktoren eine Rolle bei der Entstehung eines Tumors. Im Fall von Eierstockkrebs und Eileiterkrebs können Kinderlosigkeit, Unfruchtbarkeit, Übergewicht oder höheres Alter zum Risiko werden. Schwangerschaften und die Einnahme der Pille senken hingegen das Risiko. Bei einer von vier Frauen ist die Ursache erblich bedingt. Kommt es im nahen Verwandtenkreis der Patientin:des Patienten zu mehreren Erkrankungen an den Eierstöcken und Eileitern, tragen diese möglicherweise eine Genveränderung bei bestimmten Risikogenen in sich.

Die Hälfte der Frauen, die bestimmte Mutationen auf den sogenannten Brustkrebsgenen BRCA-1 und BRCA-2 aufweisen, erkranken im Verlauf ihres Lebens an Eierstockkrebs (und/oder Eileiterkrebs und/oder Brustkrebs). Patient:innen, die erblich vorbelastet sind, beraten wir frühzeitig und erstellen einen Plan zur engmaschigen Überwachung. So stellen wir sicher, Tumore rechtzeitig zu erkennen und vermitteln ihnen Sicherheit und Zuversicht.

Tumoren an den Eierstöcken und Eileitern lassen sich nur schwer mit den normalen gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen erkennen, sondern nur mit einer speziellen Ultraschalluntersuchung. Symptome wie Blutungen, unklare Bauchschmerzen oder Verdauungsbeschwerden machen sich meistens erst spät im Verlauf bemerkbar, sodass viele Patient:innen erst spät eine Diagnose und eine Therapie erhalten. Das verschlechtert die Prognose, denn grundsätzlich gilt: Je früher ein Tumor erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Untersuchungen bei Eierstock- und Eileiterkrebs

Zur Diagnose von Tumoren an den Eierstöcken und Eileitern wenden wir die transvaginale Ultraschalldiagnostik an. Der stabförmige Schallkopf wird über die Scheide eingeführt und ermöglicht eine Bildgebung der Eierstöcke und Eileiter. Bei dieser Untersuchung können unsere erfahrenen Ärzt:innen Auffälligkeiten und Tumoren erkennen.

Wir nutzen für die Untersuchung unserer Patient:innen ein sogenanntes Volumensonografiegerät, auch 3D-Ultraschall genannt. Mit diesem 3D-Ultraschall fertigen wir dreidimensionale Volumendarstellungen der Eierstöcke und Eileiter an. Selbst kleinste Tumoren können wir mit dieser Untersuchungsmethode diagnostizieren.

Wurde ein Tumor entdeckt, muss eine Gewebeprobe entnommen werden, um festzustellen, ob es sich um Krebs oder um eine gutartige Wucherung handelt. Die Gewebeentnahme erfolgt meistens im Rahmen einer sogenannten Schlüsselloch-OP. Der große Vorteil dieser Methode besteht darin, dass sich unsere Patient:innen nach der Operation durch den Wegfall des Bauchschnittes sehr viel schneller erholen und der Krankenhausaufenthalt auf wenige Tage verkürzt werden kann.

Statt eines großen Bauchschnitts werden zwei bis vier kleine, etwa 0,5 bis 1 Zentimeter große Schnitte im Bereich des Nabels, des Unter- oder Mittelbauchs bzw. bei großen Operationen (z. B. Lymphknotenentfernung) auch im Oberbauch angelegt. Über diese Schnitte führen unsere erfahrenen Operateure spezielle Instrumente, wie ein Endoskop, in den Bauchraum ein. Über eine kleine Kamera wird ein Bild des Bauchraums auf einen Monitor übertragen und dient uns Operateur:innen als Orientierungshilfe. Mit Hilfe von sehr kleinen und präzisen Operationsbesteck wie Scheren und Pinzetten können wir schonend Gewebe entnehmen, welches anschließend in der Abteilung für Pathologie des Robert Bosch Krankenhauses untersucht wird. Viele minimalinvasive Eingriffe können auch ambulant durchgeführt werden.

Sollte sich der Verdacht auf Eierstockkrebs oder Eileiterkrebs, ist gegebenenfalls eine Suche nach Metastasen (Absiedelungen des Tumors) mittels radiologischer Verfahren erforderlich. Hierfür stehen der Abteilung für Radiologie und Nuklearmedizin des Robert Bosch Krankenhauses modernste bildgebende Geräte wie Röntgen, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT), Positronen-Emissions-Tomografie (PET) oder auch die nuklearmedizinische Szintigrafie zur Verfügung.

Gynäkologische Tumore wie Eierstockkrebs gehen oft mit einer Erhöhung spezieller Werte im Blut einher. Dies sind die so genannten Tumormarker. Die Tumormarker werden vor jeder Therapie routinemäßig bestimmt.

Nach einer erfolgreichen Operation sinkt ein erhöhter Wert im Regelfall rasch ab. Bleibt der Tumormarkerwert im Normbereich, ist ein Rückfall unwahrscheinlich.

Das Gynäkologische Krebszentrum arbeitet eng mit dem Dr. Margarete Fischer-Bosch Institut für Klinische Pharmakologie am Bosch Health Campus zusammen, einem international renommierten Forschungsinstitut, das über moderne Methoden der Molekularbiologie und Pharmakogenomik verfügt.

Etwa ein bis fünf Prozent der bösartigen Eierstocktumore sind erblich bedingt. Die Patient:innen werden nicht routinemäßig auf erblichen Eierstockkrebs untersucht. Dies geschieht nur bei einer auffälligen familiären Häufung von Eierstockkrebs oder anderer bösartiger Erkrankungen, die ebenfalls genetisch bedingt sein können, so wie Brust- oder Darmkrebs. Bei einem Verdacht auf eine solche Erkrankung vereinbaren wir für die Patientin:den Patienten bei unserem Kooperationspartner einen Termin zur genetischen Beratung.

Bei einem positiven Befund besprechen wir uns mit Ihnen, wie die nächsten Behandlungsschritte aussehen. Dabei beziehen wir Ihre aktuelle Lebenssituation und selbstverständlich auch Ihre Ängste und Sorgen mit ein.

Wir erstellen für jede unserer Patientin:jeden unserer Patienten einen individuellen Therapieplan. Die Behandlungsschritte und Optionen besprechen und planen wir in der interdisziplinären Tumorkonferenz. Dort kommen Expertinnen und Experten aus den Disziplinen Gynäkologie, Chirurgie, Radiologie, Onkologie, aber auch Urologie und Pathologie zusammen, um ihr Fachwissen zu bündeln und die Therapiepläne zu erarbeiten.

Behandlung von Eierstock- und Eileiterkrebs

Eckpfeiler der Therapie ist die chirurgische Tumorentfernung. Unser Ziel ist, das vom Krebs befallene Gewebe mit genügend Sicherheitsabstand zum gesunden Gewebe zu entfernen. Bei fortgeschrittenem Eierstock- und/oder Eileiterkrebs ist es in einigen Fällen leider notwendig, beide Eierstöcke (Ovarien), den Eileiter (Tuben), die Gebärmutter (Uterus), das große Bauchnetz und Teile des Bauchfells zu entnehmen. In einigen Fällen kann es auch dazu kommen, dass sich Geschwüre am Bauchfell bilden. Wir sprechen dann von einem Peritonealkarzinom. Operativ entfernen wir dann die Tumore. Dazu müssen je nach Größe des Geschwürs Teile des Bauchfells und anderer Bauchorgane entnommen werden.

Vor jeder Operation besprechen wir uns mit Ihnen, welche Schritte notwendig sind und wie diese sich mit Ihren Lebensvorstellungen vereinbaren lassen. Unsere Gynäkolog:innen planen organerhaltend zu operieren; was in vielen Fällen auch gut möglich ist. Dann wird lediglich der betroffene Eierstock und/oder Eileiter entfernt, der andere verbleibt ebenso wie die Gebärmutter.

Um diese Eingriffe so schonend wie möglich vorzunehmen, greift die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe auf ihre Erfahrung in der minimalinvasiven Chirurgie zurück. Mit den sogenannten Schlüssellochoperationen entfernen wir Tumore ohne einen großen Schnitt am Bauch. Unsere Patient:innen haben weniger Schmerzen, seltener mit Komplikationen zu kämpfen und ihr Aufenthalt bei uns im Haus ist kürzer.

Nach der Operation erhalten die Patient:innen eine Chemotherapie. Unser Ziel ist eine langfristige Tumorfreiheit. Trotz Operationen können mikroskopisch kleine Reste des Tumorgewebes im Eierstock oder Eileiter verbleiben. Diese Tumorzellen werden mit der Chemotherapie zerstört. Die Chemotherapie kombinieren wir individuell mit einer sogenannten Antikörpertherapie.

Die Abteilung für Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin des Robert Bosch Krankenhauses ist sehr erfahren in der medikamentösen Therapie.

Bei Eierstockkrebs wird je nach Tumorstadium entschieden, ob eine Strahlentherapie mit oder ohne Chemotherapie notwendig ist. Dazu wird jeder Krankheitsverlauf mit den entsprechenden Expert:innen der zuständigen Fachabteilungen besprochen, um die notwendige Therapie festzulegen.

Nachsorge

Im Anschluss an eine Krebsbehandlung werden regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchgeführt, um frühzeitig einen möglichen Rückfall oder Metastasen zu erkennen und behandeln zu können. Die Kontrolluntersuchungen finden in den ersten drei Jahren in der Regel alle drei Monate statt; dann in den folgenden zwei Jahren alle sechs Monate und danach jährlich. Bei Beschwerden oder Unklarheiten können Sie sich jederzeit an uns wenden.

Bei Rückfällen operieren wir unsere Patient:innen häufig erneut. Anschließend ist meist eine weitere Chemotherapie notwendig. Außerdem stehen uns verschiedene zielgerichtete Therapien zur Verfügung, die allerdings nur wirksam sind, wenn der Tumor bestimmte molekulare Eigenschaften besitzt. Beispielsweise können bei einem Rückfall von platinsensitiven Eierstocktumoren sogenannte PARP-Inhibitoren zum Einsatz kommen. Die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten besprechen wir mit Ihnen und ziehen Kolleg:innen aus anderen Disziplinen zu Rate. 

In unserem zertifizierten Gynäkologischen Krebszentrum bieten wir unseren Patient:innen eine bestmögliche, interdisziplinäre Therapie nach aktuellen Leitlinien.


Pflege, Beratung und Unterstützung bei Eierstock- und Eileiterkrebs

Patient:innen mit bösartigen gynäkologischen Erkrankungen wie Eierstock- oder Eileiterkrebs bedürfen psychischer Begleitung und Unterstützung. Die Betreuung durch Pflegefachpersonen umfasst dementsprechend nicht nur die Versorgung nach einer Operation oder während einer Chemotherapie, sondern auch seelische Unterstützung, Einbindung der Angehörigen und systematische Beratung.

Eine Krebserkrankung verändert das gesamte Leben. Onkologische Pflegefachpersonen helfen dabei, die Erkrankung und mögliche Nebenwirkungen der Behandlung besser zu bewältigen.

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Die Diagnose Eierstock- und/oder Eileiterkrebs ist für unsere Patient:innen, ihre Angehörigen und Freunde eine enorme psychischen Belastung. Speziell ausgebildete Psychoonkolog:innen geben Ihnen Bewältigungsstrategien an die Hand, um auch mit schwerwiegenden Diagnosen umzugehen und stehen für Gespräche bereit. Zudem behandeln wir psychologische Begleiterkrankungen wie Angsterkrankungen oder Depressionen. Ergänzende Angebote wie Kunst- und Musiktherapie helfen vielen Betroffenen mit ihren Gefühlen umzugehen.

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Patient:innen, die sich noch im Berufsleben befinden, werden bei der Diagnose Krebs oft vor besondere Herausforderungen gestellt: Ihnen steht nicht nur eine lange, oft kräftezehrende, Therapie bevor. Auch die berufliche Entwicklung ist gefährdet, es bestehen finanzielle Belastungen, die Krankheit ist oft auch eine Herausforderung für die Beziehung zu Partner und Kindern. Hier setzt das Beratungsangebot „LINA“ an. Das Robert Bosch Krankenhaus steht Betroffenen und ihren Familien bei psychologischen, emotionalen und sozialrechtlichen Fragen zur Seite.

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Selbsthilfegruppen können wichtige Ansprechpersonen nach der Diagnose einer Erkrankung sein. Die Frauenselbsthilfe Krebs in Stuttgart hilft, informiert und begleitet krebskranke Frauen und Männer und deren Angehörige.

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Das Robert Bosch Krankenhaus bietet auch ein integrative Versorgungskonzepte im Rahmen des stationären Aufenthaltes und der Nachbehandlung an, in Kooperation mit der Abteilung für Naturheilkunde und Integrative Medizin. In Ergänzung oder zur Unterstützung der Therapie können unsere Patient:innen naturheilkundliche Behandlungen wie die Misteltherapie in Anspruch nehmen. Viele Patient:innen berichten zudem von der positiven Wirkung von Akupunktur bei Übelkeit oder Schmerzen.

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Die Krankenhausseelsorge unterstützt Sie und mit Ihnen können Sie über Ihre Ängste und Sorgen austauschen. Die seelsorgerische Begleitung ist konfessionsunabhängig. Auch für Angehörige von Krebspatient:innen sind unsere Seelsorger:innen da.

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Chemo- und Strahlentherapie können zu Haarausfall und Veränderungen der Haut führen. Für mehr Wohlbefinden bieten wir Kurse zu Schminktechniken und Kopfschmuck- und Perückenberatung. 

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Damit wir unseren Patient:innen neue und erfolgversprechende Therapien ermöglichen können, nimmt das Robert Bosch Krankenhaus an verschiedenen internationalen klinischen Studien teil.

Selbstverständlich ist die Teilnahme für Patient:innen freiwillig. Falls eine passende Studie in Frage kommen sollte, erhalten die Betroffenen eine umfassende Aufklärung durch unsere Studieneinheit. Gemeinsam wird dann entschieden, ob teilgenommen oder die konventionelle Therapie bevorzugt wird.

Gynäkologisches Krebszentrum

Unser interdisziplinäres Zentrum bündelt das Know-how unterschiedlicher medizinischer Experten – für eine optimale Versorgung unserer Patientinnen mit gynäkologischen Krebserkrankungen.

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Sprechstunden

Gynäkoonkologische Sprechstunde

  • Systemonkologie:
    Lena Pfaff, Oberärztin
  • Gebärmutterhalskrebs/
    Dysplasieeinheit:
    Dr. med. Kathrin Bux, Oberärztin
    Eva Tomaselli, Funktionsoberärztin

Mittwoch – Freitag ab 8 Uhr
Termine nach Vereinbarung
Telefon 0711 8101-3520

Hotline für Patient:innen
Montag – Freitag, 8 – 15:30 Uhr
Telefon 0711 8101-3520