Herzmuskelerkrankung (Kardiomyopathie)
Bei einer Herzmuskelerkrankung, medizinisch Kardiomyopathie genannt, ist der Herzmuskel geschädigt und arbeitet nicht mehr richtig. Es gibt unterschiedliche Formen, die jedoch alle zu Störungen der Herzfunktion führen. Diese können unterschiedlich ausgeprägt sein.
Die beiden häufigsten Formen der Herzmuskelerkrankung sind die dilatative und die hypertrophe Kardiomyopathie. Bei der dilatativen Form sind die Herzkammern vergrößert und die Pumpleistung des Herzens ist erheblich herabgesetzt. Bei der hypertrophen Form ist der Herzmuskel verdickt. Die Pumpfunktion ist in der Regel nicht beeinträchtigt.
Die Behandlung der Herzmuskelerkrankung richtet sich nach der Ursache der Kardiomyopathie und der Schwere der Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Bei milderen Formen ist meist eine Therapie mit Medikamenten ausreichend. In einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium ziehen wir Herzschrittmacher oder mechanische Herzunterstützungssysteme, interventionell-kardiologische Verfahren oder einen operativen Eingriff in Erwägung. Für die im Einzelfall bestmögliche Behandlungsoption stimmen wir uns im Herzteam des Robert Bosch Krankenhauses, bestehend aus Kardiolog:innen und Herzchirurg:innen, eng ab.
Formen der Herzmuskelerkrankung
Die häufigste Form der Herzmuskelerkrankungen ist die dilatative Kardiomyopathie.
Bei der dilatativen Kardiomyopathie nimmt die Herzgröße zu und die Herzkraft ab. Diese Erkrankung führt zu einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche).
Bei der hypertrophen Kardiomyopathie kommt es zu einer Verdickung des Herzmuskels, welche teilweise sehr ausgeprägte Ausmaße annehmen kann. Zwei Formen der hypertrophen Kardiomyopathie werden unterschieden: die hypertrophe nicht-obstruktive Kardiomyopathie und die hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie (HOCM). Beide Formen können zu einer Atemnot bei Belastung führen.
Bei beiden Formen kann zusätzlich ein Risiko für lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen bestehen, weshalb immer eine Risiko Score ausgerechnet werden sollte, mit dem das Risiko für einen plötzlichen Herztod berechnet werden kann. Bei zu hohem Risiko wird die Implantation eines Defibrillators empfohlen.
Besonderheiten der hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie (HOCM)
Bei der hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie nimmt die Verdickung des Herzmuskels soweit zu, dass es zu einer Verengung des Ausflusstraktes der linken Herzkammer kommt, also dem Bereich, wo das Blut in die Hauptschlagader (Aorta) ausgepumpt wird. Hierdurch kann das Herz das Blut nicht mehr ohne Widerstand herauspumpen, weil der verdickte Herzmuskel „im Weg steht“. Bei dieser Variante der Erkrankung ist oft die Atemnot besonders ausgeprägt.
Sie kann durch virale oder bakterielle Infektionen des Herzens bedingt sein. Schwerer Bluthochdruck sowie Autoimmunerkrankungen, bei denen der Körper das eigene Immunsystem angreift, kommen ebenfalls als Ursachen in Betracht. Das gilt auch für den übermäßigen Konsum von Alkohol und Drogen. In rund einem Drittel der Fälle ist die Erkrankung genetisch bedingt, da familiäre Häufungen bestehen.
Bei einer ganzen Reihe der Betroffenen lassen sich die Ursachen allerdings nicht genau klären.
Hier ist Vererbung die wichtigste Ursache: Bei etwa 60 Prozent der Betroffenen lassen sich Veränderungen im Erbgut – sogenannte Mutationen – nachweisen, die zu der Erkrankung führen. Entsprechend tritt diese Form der Kardiomyopathie typischerweise familiär gehäuft auf.
Ungeachtet der verschiedenen Formen und Ursachen: Im Zuge einer Herzmuskelerkrankung verändert sich das Gewebe des Herzmuskels, was die Leistungsfähigkeit des Herzens deutlich verringert. So sind die typischen Symptome auch jeweils sehr ähnlich.
Die meisten der Patient:innen sind rasch ermüdbar, fühlen sich schwach und sind nicht mehr so belastbar wie früher. Vielfach kommt es zudem zu Atemnot, besonders bei körperlicher Anstrengung, und zu Schwindel. Ödeme, also Wassereinlagerungen, in den Armen und Beinen sind weitere charakteristische Symptome. Im fortgeschrittenen Stadium der Kardiomyopathie addieren sich dann Herzklopfen und ein Engegefühl in der Brust zu den Anzeichen.
Untersuchungen bei einer Herzmuskelerkrankung (Kardiomyopathie)
Die erste und wichtigste Untersuchung ist die Ultraschalluntersuchung des Herzens, die Echokardiografie. Zur genaueren Abklärung wird oftmals zusätzlich eine Magnetresonanztomografie des Herzens (Kardio-MRT) durchgeführt. Diese kommt in unserer kardiologischen Abteilung routinemäßig bei Verdacht auf eine Herzmuskelerkrankung zum Einsatz. Zudem entnehmen wir am Robert Bosch Krankenhaus im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung oft kleine Gewebeproben des Herzmuskels. Diese sogenannte Biopsie hilft uns dabei, die Hintergründe der Kardiomyopathie noch genauer zu identifizieren.
Behandlung einer Herzmuskelerkrankung (Kardiomyopathie)
Eine Therapie, welche die Ursachen der Kardiomyopathie beseitigt, gibt es nicht. Deshalb beschränkt sich die Behandlung darauf, die Beschwerden zu bessern und das Fortschreiten zu verlangsamen. Im Rahmen dieser symptomatischen Behandlung kommen Methoden zum Einsatz, die auch bei der Herzinsuffizienz angewendet werden.
Als Folge einer Kardiomyopathie berichten viele Betroffene über Atemnot bei Belastung. Diese sogenannte Herzinsuffizienz wird zunächst medikamentös behandelt, um die Herzkraft zu stärken und die Symptome zu verbessern. Darüber hinaus sind vielfach auch Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung erforderlich, die Antikoagulantien. Das dient dazu, die Entstehung von Blutgerinnseln und Thrombosen zu verhindern.
Wie der Name bereits sagt, wird bei diesem Therapieverfahren die Tätigkeit des Herzmuskels resynchronisiert. Dazu werden spezielle Schrittmacher in die Herzkammern eingebracht. Sie lassen diese wieder im gleichen Rhythmus schlagen und verbessern so die Herzleistung.
Bei Patient:innen mit einer schweren Herzmuskelerkrankung kann es erforderlich sein, operativ sogenannte Herzunterstützungssysteme, also Kunstherzen, einzusetzen. Diese Therapiemaßnahmen werden am Herzinsuffizienzzentrum des Robert Bosch Krankenhauses in enger Zusammenarbeit der Abteilungen Kardiologie und Angiologie und Herz- und Gefäßchirurgie durchgeführt.
Behandlung der hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie
Bei der hypertrophen obstruktiven Kardiomyoptahie ist die medikamentöse Behandlung mit Betablockern die Therapie der Wahl. Alternativ kann ein Kalzium-Antagonist (vom Verapamil-Typ) eingesetzt werden. Bei vielen Betroffenen kann dadurch eine deutliche Verbesserung der Symptome erreicht werden.
Für die Behandlung der hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie steht zudem eine neue Medikamentenklasse zur Verfügung: sogenannte kardiale Myosin-Inhibitoren, wie beispielsweise Mavacampten. Dieses setzen wir bei geeigneten Patientinnen und Patienten ein und können damit die Beschwerden deutlich reduzieren.
Wenn eine medikamentöse Therapie keine ausreichende Besserung erzielt oder nicht geeignet ist, kann die Verdickung des Herzmuskels bei der hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie durch einen Herzkathetereingriff durch die Spezialist:innen der Kardiologie effektiv reduziert werden. Bei dieser sogenannten Transkoronaren Ablation der Septumhypertrophie (TASH) oder der Perkutanen Transluminalen Septalen Myokardablation (PTSMA) wird im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung in einen kleinen Seitast der Herzkranzgefäße sehr hochprozentiger Alkohol eingespritzt. Infolge schrumpft der Herzmuskel.
Eine Alternative stellt die chirurgische Ausschälung des Herzmuskels – die sogenannte Myektomie – dar, welche als minimalinvasive Operation von den Expert:innen der Herzchirurgie am Robert Bosch Krankenhaus durchgeführt wird.
Durch unseren Schwerpunkt in der Therapie dieser Erkrankungen haben wir seit vielen Jahren Erfahrungen mit beiden invasiven Techniken.
MitraClip bei fortgeschrittener dilatativer Kardiomyopathie
Kommt es aufgrund einer Vergrößerung der linken Herzkammer zu einer Undichtigkeit der Mitralklappe, kann bei einer fortgeschrittenen dilatativen Kardiomyopathie auch das MitraClip-Verfahren angewendet werden. Wir setzen diese Behandlung sehr häufig ein und verfügen über viel Erfahrung.