Zwechfelllähmung
Das Zwerchfell wird von zwei dünnen, gewölbten Muskeln geformt, die Brust- und Bauchhöhle voneinander trennen. Die beiden Zwerchfellmuskeln spannen sich beim Einatmen an und flachen sich in Richtung Bauchhöhle ab.
Die Lungenflügel füllen sich nun mit Luft. Beim Ausatmen entspannen sie sich wieder und wölben sich tief in den Brustkorb, sodass sich die Lunge wieder verkleinert und die Luft ausströmt. Wenn der Mensch ruht, beträgt der Anteil des Zwerchfells an der Atemarbeit circa 40 Prozent, bei körperlicher Anstrengung bis zu 80 Prozent.
Durch sorgfältige Diagnostik und optimale, auch chirurgische Behandlung können wir in der Abteilung für Thoraxchirurgie im RBK Lungenzentrum Stuttgart des Robert Bosch Krankenhauses den Patient:innen zu einer Normalisierung ihrer Atemfunktion und damit zu einer enormen Verbesserung ihrer Lebensqualität verhelfen.
Lähmung des Zwerchfells
Die Ein- und Ausatembewegung der Zwerchfellmuskeln wird von den paarig angelegten Phrenicusnerven gesteuert. Diese gehen von der Halswirbelsäule aus, ziehen am Herzbeutel entlang durch den Brustkorb und reichen bis zum Zwerchfell.Schon die Lähmung (Parese) eines der beiden Muskeln schränkt die Atemarbeit stark ein. Weil der Muskel beim Einatmen nicht absinken kann, hat die Lunge weniger Raum, um sich zu füllen. Zudem ist sie vermehrtem Druck durch die Bauchorgane ausgesetzt. Beides kann Atembeschwerden bis hin zu Luftnot bei den Betroffenen auslösen.
Die Atemarbeit muss dann allein durch die Bewegung des Brustkorbs geleistet werden. Da sich das gelähmte Zwerchfell beim Einatmen, durch die Hebung des Brustkorbs und den Druck der Bauchorgane sogar noch stärker vorwölbt und weiter in den Brustkorb hineinreicht, spricht man auch von paradoxer Atmung. Der Druck der Bauchorgane auf das Zwerchfell nimmt beim Liegen, Bücken oder Schwimmen besonders stark zu, sodass die Patient:innen in diesen Situationen eine besonders ausgeprägte Atemnot bemerken.
Verschiedene Ursachen können die Lähmung von einem oder selten auch beiden Zwerchfellmuskeln auslösen. Oft liegt eine Störung im Bereich der Nervenfunktion vor, die ihrerseits ganz verschiedene Ursachen haben kann.
Der Zwerchfellmuskel wird über zwei paarig angelegte Nerven versorgt. Sie entspringen auf Höhe des dritten bis fünften Halswirbels aus dem Rückenmark und ziehen links und rechts vom Hals abwärts durch den Thorax und entlang des Herzbeutels bis zum Zwerchfell. Häufig liegen Schädigungen dieser Nerven einer Zwerchfellparese ursächlich zugrunde.
Ist die Funktion des Nervs auf einer oder beiden Seiten beeinträchtig, ist die „Leitung“ gestört und somit auch die Funktion des Zwerchfells betroffen. Eine Vielzahl von Ursachen kann einer solchen Funktionsstörung zugrunde liegen. Nicht selten beobachtet man aber auch Zwerchfelllähmungen, für die kein erkennbarer Grund gefunden werden kann.
Schädigungen des Nervus phrenicus können vom Hals abwärts auf dem Weg durch das Mediastinum bis hin zum Zwerchfell auftreten. So kann der Nerv beispielsweise im Rahmen einer OP am Hals (Tonsillektomie, Bandscheiben-OP) oder am Brustkorb (Herzoperation) direkt beschädigt werden. Kommt es zu einer Durchtrennung des Nervs, ist die Lähmung endgültig. Dagegen kann ein Schaden durch Quetschung oder Dehnung des Nervs reversibel sein.
Beeinträchtigungen der Nervenfunktion können auch von Erkrankungen umgebender Organe ausgehen. Dazu zählen zum Beispiel Tumore wie Thymome, Lungenkarzinome oder Lymphome, selten Aneurysmen und entzündliche Veränderungen wie etwa Abszesse. Auch Virusinfekte und seltene Erkrankungen im Schulterbereich (neuralgische Schulteramyotrophie) können zu einer Zwerchfelllähmung führen.
Sie ist eine mögliche Folge von unter anderem
- Neuropathien (Alkoholintoxikationen, Bleiintoxikation, Porphyrie)
- Rückenmarksverletzung (hoher Querschnitt)
- neuromuskulären Erkrankungen (u. a. ALS und Multiple Sklerose)
Anzeichen können sein:
- Atembeschwerden bis hin zu schwerer Luftnot vor allem beim Schwimmen, Liegen oder Bücken, also wenn die Schwerkraft quasi aufgehoben ist und die Bauchorgane das gelähmte Zwerchfell noch weiter in den Brustkorb drücken.
- häufige Atemwegsinfekte
- lageabhängiger Husten
Untersuchungen bei Zwerchfelllähmung
Eine ausführliche Anamnese (ärztliches Gespräch) und eine körperliche Untersuchung gehen allen weiterführenden Untersuchungen voran. Mit Ultraschall und Röntgenbildern des Brustkorbs beim Ein- und Ausatmen können wir prüfen, ob und wie das Zwerchfell sich bewegt und ob es höher steht als üblich. Die Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) helfen, eine auslösende Erkrankung zu erkennen (zum Beispiel Tumor im Verlauf des Nervs). Lungenfunktionstests im Sitzen und Liegen sind sinnvoll, um das Ausmaß der Atembeeinträchtigung zu bestimmen. In einigen Fällen sind auch weitergehende neurologische Untersuchungen, wie etwa Neurografie oder Elektromyografie, erforderlich.
Behandlung von Endometriose
Zunächst muss die Grunderkrankung behandelt werden.
Haben die diagnostischen Verfahren eine irreversible einseitige Zwerchfelllähmung und eine Beeinträchtigung der Lungenfunktion nachgewiesen, kommt eine operative Zwerchfellraffung der betroffenen Seite infrage. Bei unklarer Erkrankungsursache und nicht eindeutig unterbrochener Kontinuität des Nervs, besteht allerdings zunächst noch die Möglichkeit einer Spontanheilung. Da sich Nerven nur sehr langsam erholen, würden wir bei einer neu aufgetretenen Lähmung ohne eindeutige Durchtrennung 18 bis 24 Monate abwarten, falls die Beschwerden es erlauben.
Begleitende Lungenerkrankungen und andere diagnostizierte Grunderkrankungen sollten vor der Zwerchfellraffung optimal behandelt sein. Auch ein Rauchstopp und eine Gewichtsreduktion bei Übergewicht können das Behandlungsergebnis sehr günstig beeinflussen.
Zwerchfellraffung: Warum und wie?
Die eigentliche Funktion des gelähmten Zwerchfells lässt sich operativ nicht wiederherstellen, aber wir können dafür sorgen, dass die Lunge auf der betroffenen Seite mehr Raum bekommt. Hierzu wird das gelähmte Zwerchfell mit kräftigen Nähten so gerafft, dass es tief fixiert und stramm angespannt im Thorax liegt und sich bei der Einatmung nicht mehr in den Brustkorb heben kann.
Wir nehmen die Zwerchfellraffung minimalinvasiv und video-assistiert (VATS)vor. Dazu bringen wir über drei bis vier kleine Schnitte seitlich am Brustkorb eine Videokamera und lange Instrumente für das Nähen ein. Meist gelingt die Raffung in Schlüssellochtechnik, manchmal muss aber auch seitlich am Thorax ein etwas längerer Schnitt für ein „offenes“ Vorgehen angebracht werden. Viele Patient:innen berichten, dass sie schon unmittelbar nach der OP viel freier atmen konnten.
Mit der operativen Zwerchfellraffung haben wir in der Abteilung für Thoraxchirurgie im RBK Lungenzentrum Stuttgart sehr viel Erfahrung und erzielen exzellente, nachhaltige Ergebnisse.