Thymom (Thymuskrebs)
Thymome sind bösartige Tumore der Thymusdrüse (Thymuskarzinome), eines Organs, das sich im mittleren Bereich des Brustraums (Mediastinum) hinter dem Brustbein befindet.
Abhängig von ihrem Aussehen, ihrer Größe und der Ausbreitung der Krebszellen über Blut- und Lymphgefäße teilt man Thymome in verschiedene Unterarten ein. Das Gewebe kann von unseren erfahrenen Chiurg:innen der Abteilung für Thoraxchirurgie entfernt werden. Im RBK Lungenzentrum Stuttgart diagnostiziert und behandelt das hochspezialisierte Team Karzinome und weitere Erkrankungen des Thymus. Behandlung und Therapie erfolgen in enger Kooperation mit dem deutschen Referenzzentrum für Thymuserkrankungen (Pathologisches Institut der Universität Mannheim, Prof. Dr. Alexander Marx) für optimale diagnostische Verfahren und Therapiemöglichkeiten.
Kann man ohne Thymusdrüse leben?
Die hinter dem Brustbein gelegene Thymusdrüse bildet sich bei Erwachsenen zu Fettgewebe zurück. Treten dort Tumore auf, kann das Gewebe entfernt werden – ohne gravierende Folgen für die Patientin:den Patienten, so Priv.-Doz. Dr. Gerhard Preissler, Chefarzt der Abteilung für Thoraxchirurgie.
Ursachen können die Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis oder das Sjögren-Syndrom sein. Auch Blutarmut kann ursächlich sein. In vielen Fällen ist die Herkunft nicht geklärt.
Thymuskarzinome bzw. Geschwüre am Thymus wachsen oft unbemerkt. Beschwerden entwickeln sich meist erst, wenn der Tumor so groß geworden ist, dass er die umliegenden Organe verdrängt oder ins Nachbargewebe einwächst. Mögliche erste Anzeichen sind Schmerzen oder ein Druckgefühl im Brustkorb, Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Husten und Luftnot.
Aufgrund der zunächst fehlenden oder unklaren Symptome werden viele Thymome zufällig bei einer Röntgenuntersuchung des Brustkorbs entdeckt oder wenn bei Patient:innen mit Myasthenia gravis oder anderen Autoimmunerkrankungen gezielt danach gesucht wird. Bei bis zu 40 Prozent der Patient:innen mit bestimmten Autoimmunerkrankungen, besonders bei Myasthenia gravis, finden sich Thymome.
Untersuchungen beim Thymom
Im RBK Lungenzentrum Stuttgart können wir unsere Patient:innen – in einem freundlichen, fürsorglichen Ambiente – mit allen modernen diagnostischen Verfahren untersuchen. Besteht der Verdacht auf ein Thymom, werden verschiedene Bildgebungsverfahren (Computertomografie, Magnetresonanztomografie, Röntgen), Blut- und Urinuntersuchungen sowie die Entnahme und Untersuchung einer Gewebeprobe (Biopsie) herangezogen. Dabei geht es nicht nur darum festzustellen, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen Tumor handelt, und seine Lage, Größe und Ausdehnung zu bestimmen (Staging), sondern ihn auch von weiteren möglichen Tumorarten im Brustraum abzugrenzen.
In Einzelfällen kann eine Octreotid-Szintigrafie sinnvoll sein. Dieses spezielle bildgebende Verfahren mit radioaktiv markiertem Octreotid zeigt, ob sich das Hormon Somatostatin im Tumorgewebe anreichert oder nicht. Auch für eine mögliche Behandlung der Erkrankung mit Somatostatin spielt das eine wichtige Rolle.
Behandlung von Thymomen
Standardtherapie ist die operative Entfernung möglichst des gesamten Thymoms. Dabei werden Thymus, Lymphknoten und das Fett- und Bindegewebe des vorderen Mediastinums radikal, also gründlich, entfernt, um die Gefahr eines erneuten Tumorwachstums zu minimieren. In vielen Fällen kann diese Operation in minimalinvasiver Technik durchgeführt werden. Dafür werden in der Regel drei circa ein bis drei Zentimeter große Schnitte seitlich an der Brustwand angebracht. Bei größeren Thymomen, die in Nachbarorgane eingewachsen sind, wird die radikale Entfernung entweder über eine Eröffnung des Brustbeins (Sternotomie) oder über einen Zwischenrippenschnitt seitlich am Brustkorb (Thorakotomie) vorgenommen.
Ob nach der OP eine Weiterbehandlung erforderlich ist und welche, hängt von verschiedenen Faktoren ab, vor allem aber vom Stadium des Thymuskarzinoms und davon, ob der Tumor komplett entfernt werden konnte. Je nach Fall und auch Allgemeinzustand der Patientin:des Patienten empfehlen wir eine Bestrahlung, eine Chemotherapie, eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie (Radiochemotherapie) oder eine Hormontherapie.
Da Thymome auch sehr klein sein können oder versprengte Gewebsinseln nur im umgebenden Fettgewebe auftreten, empfehlen wir die Thymektomie bei Patient:innen mit Myasthenie auch dann, wenn kein größerer Tumor in der Bildgebung nachgewiesen werden kann. Nach der sorgfältigen Entfernung des Thymoms, einschließlich der umgebenden Nachbarstrukturen, kann sich eine Myasthenie wieder langsam zurückbilden.
Da Thymome eine hohe Rückfallquote aufweisen, legen wir unseren Patient:innen eine sorgfältige Nachsorge nahe. In den ersten zwei Jahren nach der Operation sollten sie sich alle drei Monate, danach alle zwölf Monate untersuchen lassen.