Hyperparathyreoidismus
Bei einem Hyperparathyreoidismus kommt es durch eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen zu einem übermäßigen Anstieg des Nebenschilddrüsenhormons Parathormon.
Je nachdem was die Krankheit auslöst, kommen unterschiedliche Therapien zur Anwendung. Lässt sich der erhöhte Kalziumspiegel durch eine medikamentöse Therapie nicht behandeln, ist es notwendig, die krankhaft betroffenen Nebenschilddrüsen operativ zu entfernen. Im Robert Bosch Krankenhaus arbeiten daher Nephrolog:innen und Allgemein- und Viszeralchirurg:innen eng zusammen.
Die Nebenschilddrüsenüberfunktion kann verschiedene Ursachen haben.
Beim primären Hyperparathyreoidismus, kurz pHPT, beruht die Funktionsstörung auf einer Erkrankung der Nebenschilddrüsen. Meist handelt es sich dabei um eine gutartige Gewebsneubildung, medizinisch solitäres Adenom genannt, seltener um bösartige Tumore. Ein pHPT kann spontan oder familiär gehäuft auftreten.
Bei einem sekundären Hyperparathyreoidismus (sHPT) führt eine gestörte Funktion der Nebennieren zur gesteigerten Bildung von Parathormon.
Der tertiäre Hyperparathyreoidismus (tHPT) entwickelt sich durch die andauernde Überstimulierung der Nebenschilddrüsen aus einem sekundären HPT, der über Jahre besteht. Er tritt häufig bei Dialysepatient:innen infolge einer jahrelangen Niereninsuffizienz auf.
Beim primären Hyperparathyreoidismus gehen die Beschwerden überwiegend auf die durch die Nebenschilddrüsenüberfunktion erhöhten Kalziumspiegel zurück. Diese sogenannte Hyperkalzämie verschwindet nach der Normalisierung der Kalziumspiegel durch eine erfolgreiche Operation meist vollständig. Neben neuropsychiatrischen Symptomen wie Kraftlosigkeit, Depressionsneigung oder Gedächtnisstörungen können nierenassoziierte Symptome wie übermäßiger Durst (Polydipsie) und eine vermehrte Harnausscheidung (Polyurie) auftreten. Eine Hyperkalzämie kann zudem zu Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, ungewollter Gewichtsabnahme und Verstopfung führen. Möglich sind ferner Herzrhythmusstörungen und eine Erhöhung des Blutdrucks. Die häufigste Organmanifestation sind Nierensteine. Im Skelett kommt es zu einer zunehmenden Entkalkung der Knochen, die sich durch Rücken- sowie Gelenkschmerzen und im fortgeschrittenen Stadium durch spontane Knochenbrüche zeigen kann.
Beim sekundären und tertiären Hyperparathyreoidismus addieren sich zu den Symptomen des pHPT noch Knochenschmerzen und eine erhöhte Knochenbrüchigkeit hinzu.
Untersuchungen bei Hyperparathyreoidismus
Die Diagnose wird anhand von Laborergebnissen gestellt: Ein erhöhter Serumkalziumwert gemeinsam mit einem unverhältnismäßig hohen Parathormon-Wert liefern uns eindeutige Indizien. Um die Ursachen der Überfunktion der Nebenschilddrüsen und damit die Form der HPT zu bestimmen, führen wir eine Sonografie des Halses sowie eine Szintigrafie durch. Röntgenaufnahmen von Fingerknochen, Schädel, Rippen und Becken vermitteln uns einen Eindruck, ob und inwieweit das Skelettsystem beteiligt ist. Durch eine Sonografie der Nieren erhalten wir Aufschluss über deren Funktion und darüber, ob Nierensteine vorliegen.
Behandlung bei Hyperparathyreoidismus
Der Fokus in der Behandlung des Hyperparathyreoidismus in der Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie liegt in der Gabe kalzium-verringernder Medikamente. Diese Medikamente können den erhöhten Kalziumspiegel senken, allerdings nur kurzfristig. Eine dauerhafte Beseitigung der Hyperkalzämie beim primären Hyperparathyreoidismus gelingt zumeist nur durch eine Operation. Bei diesem Eingriff, Parathyreoidektomie genannt, werden durch die Expert:innen der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie alle krankhaft vergrößerten Nebenschilddrüsen entfernt. Zudem werden mitunter Medikamente verabreicht, die den Knochenabbau hemmen, meist Bisphosphonate.
Bei einem sekundären Hyperparathyreoidismus besteht die Therapie in der Behandlung der Grunderkrankung.