Nierensteine
Nierensteinleiden, medizinisch Nephrolithiasis genannt, gehören nicht nur zu den häufigsten, sondern auch den schmerzhaftesten Krankheiten im Harntrakt. Die Steine entstehen aus kristallinen Substanzen des Urins in der Niere.
Nierensteine können ohne Beschwerden einhergehen und den Körper verlassen, ohne bemerkt zu werden. Auch wenn die Steine zum typischen Symptom Schmerz und anderen Problemen führen, gehen sie oftmals spontan ohne weiteres Zutun ab. Ist dies nicht der Fall und treten Komplikationen ein, müssen Nierensteine ärztlich behandelt und gegebenenfalls entfernt werden.
Die Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie des Robert Bosch Krankenhauses ist auf die konservative Behandlung von akuten Nierenkoliken spezialisiert. Die interventionelle bzw. operative Entfernung oder Zertrümmerung von Nierensteinen selbst erfolgt durch die Urologie.
Nierenkoliken
In unseren Harnleitern gibt es einige natürliche Engstellen. Sobald ein Nierenstein an einem solchen Engpass vorbeizieht, schmerzt es von einem Moment auf den anderen besonders stark. Bei diesen anfallartigen und heftigen Schmerzen in der Seite handelt es sich um Nierenkoliken. Sie werden in Wellen mal stärker, mal schwächer und können auch in den Unterbauch ausstrahlen. Ein charakteristisches Phänomen ist, dass die Betroffenen sich geradezu instinktiv winden, um in eine Körperposition zu finden, in der die Schmerzen erträglicher werden.
Die Palette dessen, was zu Nierensteinleiden führen kann, ist groß. Sie umfasst häufige Harnwegsinfekte ebenso wie Stoffwechselerkrankungen. So erhöhen etwa Gicht und die Harnsäure-Stoffwechselerkrankungen namens Hyperurikosurie, Hyperkalziurie sowie Cystinurie das Erkrankungsrisiko.
Auch bestimmte Medikamente wie Diuretika oder kalziumbasierte Antazida können die Entstehung von Nierensteinen begünstigen, indem sie die Kalziumkonzentration im Urin erhöhen. Gefährdet sind darüber hinaus Patient:innen mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung oder einem Stoma, einem künstlichen Darmausgang.
Anatomische Anomalien der Nieren wie Nierenzysten oder eine Hufeisenniere sind weitere mögliche Ursachen. Nierenzysten sind flüssigkeitsgefüllte Hohlräume. Bei einer Hufeisenniere sind die beiden Nieren an den unteren Enden zusammengewachsen.
Nicht zuletzt spielt auch der Säuregrad des Urins eine Rolle. Ist er zu hoch, steigt auch das Risiko für Nierensteine.
Das klassische Anzeichen sind starke Schmerzen, welche die Betroffenen typischerweise plötzlich ereilen: Nämlich immer dann, wenn sich der Stein bewegt und dabei Blockaden und Irritationen verursacht. Meist schmerzt es im Rücken und Unterbauch sowie an der Seite im Bereich der Niere. Mitunter strahlen die Schmerzen auch in die Leistengegend oder Geschlechtsorgane aus.
Mögliche weitere Symptome für Nierensteine sind Blut im Urin, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen sowie ein häufiger oder verstärkter Harndrang. Bei einigen Patient:innen kann es auch zu Übelkeit und Erbrechen kommen.
Es kann allerdings auch sein, dass Nierensteine überhaupt keine Beschwerden verursachen. Das eine und andere leichte Ziehen in der Nierengegend weckt nur selten den Verdacht auf ein Steinleiden. So werden so manche Nierensteine erst rein zufällig entdeckt.
Untersuchungen bei Nierensteinen
Beschwerdefreien Nierensteinen kommt man oftmals erst bei einer routinemäßigen Kontrolluntersuchung auf die Spur. Ansonsten geben uns die typischen Symptome, besonders die Schmerzen bereits klare Hinweise. Eine Röntgen- und Ultraschalluntersuchung kann die Vermutung dann bestätigen und zugleich Aufschlüsse über Position und Ausmaß des Steins geben. Um diese Informationen zu verfeinern und damit die Behandlung besser planen zu können, führen wir meist eine sogenannte Low-Dose-Computertomografie durch. Dabei lassen sich die Nieren und die umliegenden Organe mit Hilfe einer sehr niedrigen Strahlendosis noch exakter analysieren.
Ein wesentlicher Bestandteil der Diagnostik sind weiterhin umfassende Blut- und Urinuntersuchungen. Damit erhalten wir Anhaltspunkte für mögliche Ursachen der Steinbildung, wie etwa zu hohe Kalzium- oder Harnsäurewerte.
Behandlung von Nierensteinen
Der Körper versucht selbstverständlich, den oder die Steine in der Niere loszuwerden: Kräftige Muskelbewegungen des Harnleiters sollen dafür sorgen, die unerwünschten steinigen Gäste in die Harnblase zu transportieren. Von hier aus gelangen sie dann via Urin in die Kanalisation. Ein solch spontaner Abgang klappt, sofern der Stein nicht zu groß oder irgendwo eingeklemmt ist. Durch viel trinken können die Patient:innen die Steinausscheidung wirksam unterstützen. In einigen Fällen lösen sich Nierensteine auch von selbst auf oder verkleinern sich soweit, dass sie problemlos über den Urin entsorgt werden können.
Bis zum Abgang eines Nierensteins kann eine symptomatische Therapie erforderlich sein. Diese besteht in aller Regel in der Gabe von Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Metamizol. Sind die Schmerzen sehr stark ausgeprägt, müssen wir mitunter auch Opioide verordnen. Um die Steinausscheidung zu fördern, setzen wir darüber hinaus Medikamente zur Entspannung der Muskulatur der Blase ein. Meist handelt es sich dabei um Alphablocker.
Aktive Entfernung von Nierensteinen
Sind die Nierensteine zu groß für einen spontanen Abgang oder stecken sie fest, müssen wir sie aktiv entfernen. Das gilt auch für Steine, die den Harnabfluss behindern oder wiederkehrende Infektionen der Harnwege auslösen. Je nach Lage und Größe setzen wir unterschiedliche Methoden zur Steinentfernung ein. Meist werden diese Eingriffe in enger Kooperation mit der Urologie des Diakonie-Klinikum Stuttgart durchgeführt.
Im Zuge dieser Stoßwellentherapie werden die Steine mit Hilfe von Schallwellen zertrümmert. Solcherart verkleinert gehen sie anschließend mit dem Urin ab. Zur Durchführung der ESWL wird eine Schallsonde von außen auf der Haut platziert. Daher kommt auch die Bezeichnung extrakorporal: außerhalb des Körpers.
Die von der Sonde erzeugten Schallwellen gelangen durch die Gewebe zu den Steinen und zerkleinern diese in sandkorngroße Partikel. Die richtige Positionierung der Schallsonde gelingt uns mit Ultraschall oder Röntgen.
Die ESWL kann vielfach ambulant sowie ohne Vollnarkose erfolgen und dauert zwischen 30 Minuten und einer Stunde. Sie ist vor allem bei Nierensteinen angezeigt, die kleiner als zwei Zentimeter sind.
Ist ein Nierenstein zu groß oder an einer ungeeigneten Stelle für eine ESWL, wird die PCNL durchgeführt. Bei diesem minimalinvasiven Eingriff bringen wir durch einen kleinen Hauteinschnitt ein spezielles Endoskop, Nephroskop genannt, in die Niere vor. Mit Hilfe der am Nephroskop angebrachten Instrumente können wir dann den oder die Steine entfernen. Bei größeren Exemplaren kann es mitunter notwendig werden, die Zerkleinerung direkt in der Niere vorzunehmen.
Die PCNL erfordert eine Vollnarkose und einen kurzen stationären Aufenthalt im Robert Bosch Krankenhaus.
Ein weiteres operatives Verfahren ist die URS: die endoskopische Harnleiter- und Nierenspiegelung. Dabei wird ein Spezialendoskop, das Ureteroskop, durch die Harnröhre in die Harnblase und von dort aus weiter in den Harnleiter und in die Niere vorgeschoben. Für die permanente Sichtkontrolle währenddessen sorgen Röntgenaufnahmen. Vor Ort am Stein angekommen, werden diese mit speziellen Steinsonden zertrümmert. Das kann mechanisch, elektromagnetisch, mit Laser oder Ultraschall vor sich gehen. Die Steinpartikel werden anschließend mit einer Steinzange oder Körbchenschlinge entfernt.
Auch zur URS sind eine Vollnarkose und ein kurzer stationärer Aufenthalt im Robert Bosch Krankenhaus nötig.
Neue Nierensteine verhindern
Die Metaphylaxe dient der Verhinderung eines Wiederauftretens von Erkrankungen. Bei Nierensteinleiden geht es dabei allen voran um diätetische Maßnahmen – also um Empfehlungen, die beim Essen und Trinken beachtet werden sollten.
Bei der festen Ernährung steht ballaststoffreich mit viel Gemüse und Obst sowie wenig rotes Fleisch im Vordergrund. Zudem sollte die tägliche Salzzufuhr fünf Gramm nicht überschreiten. Die pro Tag empfohlene Menge an Kalzium beträgt 1.000 bis 1.200 Milligramm. Die Trinkmenge sollte auf mindestens drei Liter täglich erhöht werden, sodass etwa 2,5 Liter Urin gebildet werden können. Ideal zur Steigerung der Urinausscheidung sind sogenannte harnneutrale Getränke wie Mineralwässer mit wenig Mineralsalzen sowie Kräuter- und Früchtetees. Der Genuss von Fruchtsäften, schwarzem Tee und Kaffee sollte dagegen eingeschränkt werden. Das gilt auch für alkoholische Getränke.