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Jüngste Kunstprojekte

Healing Art im RBK Lungenzentrum Stuttgart

Die räumliche Nähe des RBK Lungenzentrums Stuttgart zu den Nachbargebäuden erfordert erstmals in der Geschichte des Robert Bosch Krankenhauses eine künstlerische Gestaltung der inneren und äußeren Hülle. Zwei Künstlerinnen wurden damit beauftragt: Tanja Rochelmeyer schützt mit geschossübergreifenden floral-abstrahierten Fensterfolien und Wandmalereien auf allen vier Fassadenseiten Patient:innen vor Einblicken und schafft zugleich anregende Aus- und Anblicke. Im Inneren des Gebäudes bringt Elisabeth Sonneck mit einem differenzierten Farbkonzept und vielschichtigen Lasurmalereien die Flure und Patientenzimmer in eine „atmende“ Balance zwischen Ruhe und Dynamik.

Dass ein Krankenhaus durch die künstlerische Gestaltung zu einem heilenden Ort werden kann, zeigt diese gelungene Symbiose aus funktionaler Architektur und qualitativ hochwertiger Kunst.

Tanja Rochelmeyer, Pulmonaria, 2021, Gebäude S (Lungenzentrum), Fassade und Flurgestaltung (EG)

Der Entwurfstitel „Pulmonaria“ verweist auf die Pflanzengattung der Lungenkräuter. Die organisch geformten farbigen Fensterfolien erinnern im weitesten Sinne an Blätter, Blüten und Äste. So entsteht der Eindruck, als ob sich die umliegende Natur in den Fensterscheiben wiederspiegelt. Das einfallende Sonnenlicht erzeugt vor und hinter den beklebten Glasflächen ein bewegtes Licht- und Farbenspiel, das sich je nach Tages- und Jahreszeit lebendig verändert.

Das ausgewogene Verhältnis der einzelnen Motivkompositionen mit transparenten und blickdichten Folien sowie frei gelassenen Fensterflächen bietet Sichtschutz und Privatsphäre für Patient:innen und ermöglicht Ihnen zugleich den Bezug zur Außenwelt herzustellen.


Elisabeth Sonneck, Pneuma, 2022, Wand-, Deckenmalereien, Farbkonzept, Gebäude S (Lungenzentrum, EG – 3.OG)

An der Lunge erkrankte Patient:innen können nichts Beengendes oder Bedrückendes ertragen. Sie ringen nach Luft und brauchen besondere Raumqualitäten, die Ihnen das Atmen erleichtern. Farbe wirkt sich nachweislich positiv auf das vegetative Nervensystem aus, das unter anderem die Atmung reguliert.

Die Malerin Elisabeth Sonneck ist eine ausgewiesene Expertin für Lasurmalerei und stimmt den Malprozess auf die jeweilige Raum-, Farb- und Lichtsituation ab. Außerdem verwendet sie natürliche Wachs-Harz-Lasuren, die eine atmungsaktive und antifungizide Eigenschaft haben. Für Patientenzimmer, Warte- und Aufenthaltsbereiche entstehen so wandfüllende Farbfeldmalereien, die auf neun Grundfarben basieren und in sechs Schichten von Hand aufgetragen werden. Jedes Wandbild stellt ein einzigartiges Original dar und fördert das positive Raumklima für ein leichteres Atmen auch auf physikalischer Ebene.

Ihr künstlerisches Konzept „Pneuma“ schließt alle Bereiche des Lungenzentrums mit ein, so auch die Stationsflure sowie Decken- und Wandflächen in Untersuchungsräumen. Den Rhythmus des Ein- und Ausatmens verbindet die Künstlerin mit der Fibonacci-Spirale – einem geometrischen Ordnungssystem, mit dem der Naturwissenschaftler Leonardo Fibonacci 1202 ein Wachstumsmuster in der Natur beschreibt. Aus dieser mathematisch errechneten Spiralform leitet sie mit Zirkelschlägen Dreiviertelkreise ab, die in unterschiedlichen Farben, Größen und Kreisausschnitten auf die Wände der Stationsflure gemalt sind. Deren wellenartiges Auf und Ab bringt ein sanft dynamisches Element auf die Korridore, das die Statik der Architektur visuell auflockert und die körperliche Raumerfahrung erweitert.

Die ovalen Motive an den Decken der Patientenzimmer auf Station 2S sowie des Eingriffs- und Aufwachraumes der Bronchoskopie sind gleichfalls von den Kurvaturen der Fibonacci-Spirale abgeleitet. In unterschiedlich große Felder unterteilt und mit zarten Regenbogenfarben ausgemalt, durchbrechen sie das starre Deckensystem und lenken den Blick der darunterliegenden Patient:innen von den technischen Apparaturen weg auf ein wohltuendes Form- und Farbenspektrum.

Für die Untersuchungsräume der ambulanten Bereiche Lungenfunktion und Bronchoskopie im Erdgeschoss des Gebäudes hat die Künstlerin zart getönte Wandfarben definiert, die auf die Nutzung der Räume abgestimmt sind. Patient:innen, die bei der Testung im Bodyplethysmographen körperliche Höchstleistungen erbringen müssen werden von aktivierenden Rot- und Orangetönen umgeben. Bei Eingriffen in der Broncho- und Sonographie sollen leicht grüne Wandfarben eher beruhigend auf die Patient:innen wirken. 


Katja Brinkmann, Farbkonzept und Deckengestaltung Intensivstation 1L, 2022, 1.OG

Im Robert Bosch Krankenhaus sind alle Decken der Intensivstationen künstlerisch gestaltet. Die jüngste Gestaltung von Katja Brinkmann schließt auch ein Farbkonzept für den Stationsflur mit ein. Auf einen zart beige farbigen Untergrund setzt sie streifenförmig bemalte Papierkreise in wechselnden Farben. Die lasierend bemalten Applikationen schaffen sinnliche Blickpunkte für die Patient:innen in den ansonsten weiß gehaltenen Zimmern.

Im Stationsflur sind die Nischen aufeinander folgend in einem Beige-, Grün- und Blauton gestrichen. Das Pflegepersonal profitiert von den unterschiedlichen Farbatmosphären und die Orientierung wird erleichtert.