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Originale Kunstwerke für Corona-Patienten im Stuttgarter Robert Bosch Krankenhaus

 

Seit über zwanzig Jahren ist das Robert Bosch Krankenhaus (RBK) in Stuttgart deutschlandweit führend bei der flächendeckenden Integration zeitgenössischer Kunst in alle patientennahen Bereiche des Krankenhauses.

Längst belegen internationale Studien, dass die sinnliche und geistige Anregung durch Kunst den Genesungsprozess der Patienten fördert und das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen steigert. Bereits 39 profilierte Künstler*innen haben im RBK insgesamt 48 individuelle Kunstprojekte in Patientenzimmern, Durchgangsfluren, Wartebereichen und Intensivstationen realisiert. Sie werden in dem Buch „Healing Art. Wie Kunst im Krankenhaus Heilung fördert“ (Hrsg. Isabel Grüner/RBK, avedition Stuttgart 2019) ausführlich in Bild und Text dokumentiert.

Jetzt wurde ein weiteres Kunstprojekt im Robert Bosch Krankenhaus umgesetzt. Für die neu eingerichtete Covid-Station hat der international bekannte Düsseldorfer Künstler Chen Ruo Bing insgesamt 19 Bilder gemalt. Sie sind in ihrer Größe auf die vorhandene Baustruktur angepasst, so dass die isolierten Patienten von ihrem Bett aus nicht nur ins Grüne, sondern auch auf ein originales Kunstwerk blicken können. Die starkfarbigen und zugleich kontemplativen Bilder von dem 1970 in China geborenen Chen Ruo Bing schienen der Auswahlkommission des RBK - zusammengesetzt aus externen und internen Fachleuten – bestens geeignet.

Von der Tradition der fernöstlichen Tuschmalerei geprägt, vereinen seine Bilder eine minimalistische Formensprache mit der westlichen Tradition der reinen Farbfeldmalerei. 1970 in China geboren, hat Chen Ruo Bing zunächst traditionelle Tuschmalerei an der Zhejiang Academy of Fine Arts in Hangzou studiert (1988 bis 1991). Das Interesse an westlicher Philosophie und Kunst ließ ihn als einer der ersten chinesischen Künstler nach Deutschland ziehen, wo er von 1992 bis 1998 an der Düsseldorfer Kunstakademie Schüler von Gotthard Graubner wurde.

Chen Ruo Bing beschränkt sich in seinen Bildern auf elementare Grundformen, die mit höchstens zwei Farben in Beziehung gesetzt werden. In mehreren Schichten lasierend aufgetragen entstehen Farbräume, in denen schlichte Formen leuchtend aufscheinen und wieder leise zurücktreten – je nachdem worauf das Auge des Betrachters fokussiert. Nach den Worten des Künstlers haben seine Formen Charakter, „können atmen, haben Lebenskraft. Sie sind sanfte und ruhige Symbole positiver Energie.“ Sie stehen „für die Abstraktion der materiellen Welt“ und sind gleichzeitig „eine Symbolisierung der geistigen Welt“.

Chen Ruo Bing, der sich der emotionalen Wirkung und damit der Verantwortung abstrakter Kunst sehr wohl bewusst ist, wählt für die langen Querformate in den Doppelzimmern fein modulierte Farbverläufe, die wie Konzentrate von Natureindrücken wirken. Seine Bilder wecken im Betrachter Assoziationen an Sonnenaufgänge, Wiesenstücke, blühende Rapsfelder oder Meeresstimmungen. Aus der Aufgabenstellung, mit den Bildern bestehende Durchblickfenster aus dem Baubestand abzudecken, entwickelt der Künstler zugleich ein neues Bildformat innerhalb seines Werkes.

Das Farbkonzept der Architekten ist sensibel auf die Bilder von Chen Ruo Bing abgestimmt, so dass sich die neu eingerichtete Covid-Station des Robert Bosch Krankenhauses als Schmuckstück präsentiert und den Ansprüchen an ein „Healing Environment“ gerecht wird.