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CAR-T-Zelltherapie: Zukunftsweisende Behandlungsmethode erstmals in Stuttgart

 

Innovative Krebstherapie nutzt das patienteneigene Immunsystem und kann Patienten mehr Lebenszeit schenken.

Stuttgart - Patienten mit Lymphomen oder Leukämien, deren Erkrankung nicht auf die etablierten Therapien inklusive Stammzelltransplantation ansprechen, hatten bis vor kurzem eine sehr ungünstige Prognose. Doch nun gibt es neue Hoffnung: Das Robert Bosch Krankenhaus (RBK) bietet als erste Klinik in Stuttgart ab sofort die sogenannte CAR-T-Zelltherapie an. Der Begriff steht für ein Verfahren, bei dem in mehreren Stufen das patienteneigene Immunsystem in die Lage versetzt werden soll, die aggressiven Krebszellen zu vernichten.

Zulassung für die Behandlung mit drei Zelltherapien am RBK
Das RBK hat vor kurzem die Zulassung für die Therapie mit den drei zellulären Antitumorwirkstoffen Tisagenlecleucel (Handelsname Kymriah), Axicabtagen Ciloceucel (Handelsname Yescarta) und Brexucabtagen Autoleucel (Handelsname Tecartus) erhalten. Ab sofort sind damit CAR-T-Zelltherapien bei jüngeren Erwachsenen mit ungünstigen Verläufen von diffus-großzelligem B-Zell-Lymphom, Mantelzell-Lymphom sowie akuter lymphatischer Leukämie verfügbar.

Für diese zellbasierte Gentherapie werden dem Blut der Patientin oder des Patienten T-Lymphozyten entnommen. T-Lymphozyten sind eine Untergruppe der weißen Blutzellen (Leukozyten) und übernehmen im Immunsystem als hochspezialisierte Killerzellen eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Infektionen. Diese Eigenschaft wird bei der CAR-T-Zellmethode genutzt. Die T-Lymphozyten des Patienten durchlaufen in Speziallaboren einen komplexen Aufbereitungsprozess, bei dem ihnen eine gentechnisch veränderte Erbinformation eingeschleust wird. Sie werden sozusagen umprogrammiert und erkennen als CAR-T-Zellen (CAR = Chimärer Antigen Rezeptor) sehr zielgenau die Krebszellen, die sie effizient zerstören. Momentan werden die T-Zellen in Leipzig, in den Niederlanden oder in den USA aufbereitet. Bevor den Patientinnen und Patienten die individuell für sie hergestellten CAR-T-Zellen in Form einer Infusion verabreicht werden können, müssen sich die Betroffenen im Krankenhaus zunächst einer Chemotherapie unterziehen. Im Körper können die CAR-T-Zellen anschließend ihre volle zerstörerische Wirkung gegen den Krebs entfalten.

Langzeiterfolge bei 40 bis 50 Prozent der Betroffenen
Die personalisierte CAR-T-Zelltherapie führt laut Studien bei ungefähr der Hälfte der bisher unheilbar Kranken zu Langzeiterfolgen. Da die Behandlung erhebliche Entzündungsreaktionen verursachen kann, wurde am RBK ein spezielles CAR-T-Team etabliert, das sich um die Sicherheit der Behandlung kümmert. Eine Besonderheit ist dabei der Einschluss von wissenschaftlich untermauerten naturheilkundlichen Methoden.

Da die Behandlungskosten sehr hoch sind, ist eine Kostenübernahmeanfrage bei der zuständigen Krankenkasse Teil der Vorbereitung dieser aufwendigen Therapie. Prof. Walter-Erich Aulitzky, Chefarzt der Abteilung Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, und Prof. Hans-Georg Kopp, Leiter des Robert-Bosch-Centrums für Tumorerkrankungen (RBCT), sind stolz darauf, als erstes Stuttgarter Krankenhaus Zugang zu dieser neuen Therapiemöglichkeit zu haben: „Wir haben den Nachweis der Qualifikation erbracht, in Abstimmung mit den Herstellerfirmen sowie den Krankenkassen. Wir sind startbereit.“ Prof. Kopp ist zuversichtlich, dass mit der neuen Methode zukünftig auch andere, bisher unheilbare Krebserkrankungen behandelt werden können: „Wir freuen uns, dass wir nun Teil der momentan rasanten klinischen Entwicklung sind.“
 


Robert Bosch Krankenhaus

Die Robert Bosch Krankenhaus GmbH (RBK) ist ein von der Robert Bosch Stiftung getragenes Krankenhaus am Bosch Health Campus in Stuttgart. Seit 1978 zählt das RBK, ein Krankenhaus der Zentralversorgung mit Funktionen der Maximalversorgung, zu den Akademischen Lehrkrankenhäusern der Universität Tübingen. Mit 1.041 Betten nehmen das RBK, das RBK Lungenzentrum Stuttgart, die Klinik Charlottenhaus sowie die Klinik für Geriatrische Rehabilitation im Jahr bis zu 40.000 Patientinnen und Patienten stationär auf. Rund 3.000 Mitarbeitende sorgen dafür, dass sich die Patientinnen und Patienten individuell betreut fühlen.

Der Bosch Health Campus vereint alle Institutionen und Förderaktivitäten der Robert Bosch Stiftung im Bereich Gesundheit: das Robert Bosch Krankenhaus, das Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie, das Robert Bosch Centrum für Tumorerkrankungen, das Institut für Geschichte der Medizin, das Irmgard-Bosch-Bildungszentrum und das Robert Bosch Center for Innovative Health.